Und Liebe liebt niemals vergebens

Hans-Jürgen Gaudeck im Zwiegespräch mit Eva Strittmatter

Ausschnitt aus einer Doppelseite des vorgestellten Buchs

Ausschnitt aus einer Doppelseite des vorgestellten Buchs

Es ist nicht zum ersten Mal, dass sich der Weltreisende und Aquarellist Hans-Jürgen Gaudeck gerade durch Poesie zu seinen transparent-unscharf ineinander verlaufenden Farbbildern anregen lässt, zu Motiven in einer Technik, die er aufs Schönste beherrscht, und deren Ergebnisse völlige Eigenständigkeit behaupten und zugleich ganz unangestrengt in einen Dialog zu treten scheinen mit den Motiven des jeweiligen Gedichts…

Seinerzeit war es eine Auswahl aus dem Werk von Rainer Maria Rilke, nachzulesen in meinem Beitrag Oh hoher Baum des Schauns, die den Künstler zu solch visuellem „Fortschreiben“ inspirierte, heute sind es Gedichte der 2011 in Berlin gestorbenen deutschen Dichterin Eva Strittmatter – und auch dies nicht zum ersten Mal: bereits vor zwei Jahren veröffentlichte der Steffen Verlag den Band Märkischer Juni, in dem Hans-Jürgen Gaudeck vor allem mit der Naturlyrik Eva Strittmatters eine malerische Korrespondenz eingeht.

Gaudeck_Strittmatter_Liebe_Umschlag.indd
Heute, in dem soeben erschienenen Band Und Liebe liebt niemals vergebens ist es die Liebeslyrik der Dichterin, die ihn hierzu anhält.

IN EINER WELT OHNE RETTENDEN SINN –

Man lebt nicht, ohne sein Herz zu verhärten
Und sich zu sagen: ich aber bin
Gibt es doch Wasser und gibt es noch Gärten,
In denen Zeit sich aus Knospen entfaltet
Hinein in den blühenden Sommerblust
Und dann in den Winter, der Eisstreng waltet
Mit Keinem des Frühlings: Märzgrüne Lust…
Es gibt so wenig, woran sich zu halten.
Und Blühn ist vielleicht der einzige Sinn.
Gelingts uns auch nicht, die Welt zu verwalten –
Die Erde sagt immer noch: ich aber bin.

Um den vielfältigen, auch emotionalen Schichten solcher Gedichte – analog zur Vielfalt des Lebens mal von Taumel, mal von Enttäuschung oder Hoffnung getragen – zu entsprechen, sucht der Künstler nun nicht nach abstrakten Metaphern; er knüpft zumeist an das Gegenständliche an, an den Naturbildern darin, den jahreszeitlichen Stimmungen, den Farben und dergleichen – und evoziert auf diese Weise in uns als Leser und Betrachter auch eine Ahnung von einem Ort, einem landschaftlichen Ambiente, in dem die seelischen Bewegungen ihren Ausgang genommen haben könnten.
Wir lesen die Gedichte somit nicht nur – wir hören, sehen, spüren sie geradezu ein wenig mit…

Ein Aquarell von Hans-Jürgen Gaudeck aus dem vorgestellten Buch

Ein Aquarell von Hans-Jürgen Gaudeck aus dem vorgestellten Buch

Über Wolfgang Schiffer

Literatur (und alles, was ihr nahe ist) ist m. E. eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Also zehre ich von ihr und versuche, sie zugleich zu nähren: als Autor, als Übersetzer, als Vermittler und nicht zuletzt als Hörer und Leser.
Dieser Beitrag wurde unter Bücher, Belletristik, Gedichte, Literatur, Lyrik, Wortspiele abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

10 Antworten zu Und Liebe liebt niemals vergebens

  1. versspielerin schreibt:

    ach … wunderbar!

    • schifferw schreibt:

      Ach – ja! Ich freue mich, dass es so empfunden wird!

      • versspielerin schreibt:

        aber ja.
        das sieht nach einem ganz besonderen buch aus.
        ich mag ohnehin bücher, die text und bild derart vereinen.
        (und die ausgabe „sämtliche gedichte“, die du unten ansprichst, lohnt sich! ich habe eva strittmatter erst vor ein paar jahren überhaupt „kennengelernt“. und ich schätze ihre lyrik sehr!)
        liebe grüße von diana

  2. wildgans schreibt:

    Bis jetzt habe ich nur so alte DDR-Bändchen von Eva ST. – das wird sich nun ändern! Danke!

    • schifferw schreibt:

      Das freut mich! Ich habe sie, ehrlich gesagt, für mich auch erst durch diesen Band wiederentdeckt! Und werde mir die 2006 im Aufbau Verlag erschienene Ausgabe „Sämtliche Gedichte“ zu eigen machen…

  3. saetzeclaudio schreibt:

    Schließe mich an: Wunderbar!

  4. Constanze Matthes schreibt:

    Ein wunderbarer Lesetipp. Ich finde solche Kombinationen zwischen verschiedenen Kunstrichtungen immer sehr spannend.

    • schifferw schreibt:

      Ich auch! Selbst wenn ich oftmals denke, ein Text, ein Gedicht braucht keine weitere „Zutat“ – die Kombinationen schaffen immer neue Blickrichtungen auf das, was man schon zu kennen glaubt!

  5. Pingback: Ich weiß, Gott ist tot … | Wortspiele: Ein literarischer Blog

Kommentare sind geschlossen.