Eine schwierige Angelegenheit …

… und weitere Gedichte von Sverrir Nordland

Ein Café in Reykjavík
Foto © Wolfgang Schiffer

Der Online-Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin ist es zu verdanken, dass seit gestern ein zumindest kleiner Blick auf das lyrische Schaffen des isländischen Schriftstellers Sverrir Nordland geworfen werden kann. Dies belegt einmal mehr, dass ihre Reihe Wortlaut Island, die ich zusammen mit meinem isländischen Malerfreund und Übersetzer-Komplizen Jón Thor Gíslason „bestücken“ darf, hierzulande zu einer wahren Stütze der isländische Poesie geworden ist.

Entnommen haben wir die Gedichte von Sverrir Nordland dem Ljóðbréf Nr. 7, dem Poesiebrief Nr. 7, der 2023 im Tunglið forlag in Reykjavík erschienen ist. Eins der drei nun in Wortlaut Island veröffentlichten Gedichte will ich heute auch hier zitieren. Die weiteren sowie viele andere anderer Autorinnen und Autoren finden Sie bei einem Klick auf diesen LINK.

EINE SCHWIERIGE ANGELEGENHEIT

Gestern
habe ich einen Mann in einem Café getroffen
um eine schwierige Angelegenheit zu besprechen

und ich habe gleich zu Beginn des Treffens
den Kaffee verschüttet

Und dann habe ich einfach weitergemacht
Kaffee zu verschütten
das ganze Treffen hindurch


Sverrir Norland, geb. 1986, ist Autor von zwölf Büchern, darunter von der Kritik gefeierte Essays und Romane wie Kletturinn / Der Fels, 2023, Stríð og kliður / (in etwa) Krieg und kein Frieden, 2021, und Fyrir allra augum / Vor aller Augen, 2016. Er arbeitet außerdem sowohl in der Fernseh- als auch in der Radioproduktion, ist Drehbuchautor und schon in jungen Jahren Dichter und Musiker. Seine neueste Single ist ein Lied aus einem Album, das auf seinem neuesten Roman  (Kletturinn) basiert und 2024 erscheinen soll: Mér líður best illa / Am besten fühle ich mich schlecht.

 

Sverrir Nordland- Foto: Ragnar Visage
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Sjón: „Nachtarbeit“

„Nachtarbeit ist eine Lyrik, die nach Beenden der Lektüre ins Bewusstsein tröpfelt. Langsam breitet sich durch das chronologische Lesen und Erfassen ein Gesamtbild im Selbst aus.“

Im Namen des Autors danken die Übersetzer sehr herzlich für dieses schöne Aufmerken! Danke, lieber Hauke Harder!

Nachtarbeit ist eine Lyrik, die nach beenden der Lektüre ins Bewusstsein tröpfelt. Langsam breitet sich durch das chronologische Lesen und Erfassen ein Gesamtbild im Selbst aus. Die Vielschichtigkeit macht sich durch die Kapitel, die unterschiedlichen Stile und die Bildersprache bemerkbar. Der Inhalt besteht aus Gedichten, einer lyrischen Statistik, Übersetzungen von Baumliteratur und Fabeln. Alles wurzelt […]

Sjón: „Nachtarbeit“
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Schönes Babylon

Ein Gedicht im Signaturen-Magazin

Die meistgelesenen Beiträge der letzten 7 Tage

Natürlich freut es besonders, wenn die Online-Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin neben der regelmäßigen Veröffentlichung unserer Übersetzungen isländischer Gedicht auch wieder einmal einen Text von mir selbst veröffentlicht. So geschehen vor 5 Tagen in der Rubrik Kommentar.

Wenn dieser Beitrag sodann gemeinsam mit Gedichten isländischer Herkunft, zitiert aus dem soeben im ELIF Verlag erschienen Lyrikband nachtarbeit des bekannten isländischen Schriftstellers Sjón, zu den meistgelesenen Beiträgen der Zeitschrift innerhalb der letzten 7 Tage zählt, so ist die Freude doppelt groß.

Hier der Text:

Wolfgang Schiffer

Schönes Babylon

Als mir die junge Frau hinter dem Tresen der Kaffeebar den Espresso zuschiebt, sage ich automatisch takk fyrir und wundere mich nicht im Geringsten, dass sie mir antwortet mit není zač. Das ist tschechisch. Meine Frau spricht grundsätzlich tschechisch, aber die junge Frau in der Kaffeebar ist nicht meine Frau.
Meine Frau spricht grundsätzlich tschechisch, nur nicht mit mir. Da spricht sie deutsch, wenn sie nicht gerade englisch oder französisch oder tschechisch spricht, aber das ist dann ein Versehen.
Die junge Frau hinter dem Tresen der Kaffeebar spricht ebenfalls tschechisch, ob sie auch deutsch, englisch oder französisch spricht oder eine oder mehrere andere Sprachen, weiß ich nicht, doch dass ich ihr mit takk fyrir geantwortet habe, ist auch ein Versehen, das weiß ich, ich hätte mich mit děkuji bedanken sollen, das wäre ebenfalls tschechisch gewesen.
Ihr Lächeln lässt mich aber vermuten, dass sie mich dennoch verstanden hat, auch wenn takk fyrir einer eher seltener gesprochenen Sprache entstammt und allein dem Umstand geschuldet ist, dass ich bis kurz vor der Bestellung des Espressos noch über die Übersetzung eines isländischen Gedichts ins Deutsche gebrütet habe.
Übrigens verstehe ich auch meine Frau, wenn sie tschechisch mit mir spricht, obwohl ich Tschechisch noch weniger beherrsche als Isländisch.
Ist es nicht schön, wenn Menschen sich verstehen?
Kann Babylon nicht ein schönes Babylon sein?

Zu den Gedichten von Sjón führt dieser LINK. Ich wünsche eine gute Lektüre.

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morgendämmerung

Gedichte des Isländers Sjón

Foto © Wolfgang Schiffer / Layout © Arnd Schäfer

Kaum ist der Band næturverk / nachtarbeit des isländischen Schriftstellers Sjón im ELIF Verlag erschienen, schon dürfen wir, die Übersetzer-Komplizen Jón Thor Gíslason und Wolfgang Schiffer, uns darüber freuen, dass die Online Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin das Erscheinen des Bandes mit drei Gedichte in ihrer Reihe Wortlaut Island kundtut.

Eins davon will ich hier zitieren, die beiden anderen finden sich mit einem Klick auf diesen LINK oder, was alle Beteiligten natürlich noch weitaus mehr freuen würde, im GEDICHTBAND selbst.

 

m o r g e n d ä m m e r u n g 


es ist noch lange nicht morgen und noch längst nicht hell
als der mann aufschreckt
vom geschrei irgendwelcher wiesenvögel

das ist im januar
er wohnt in der innenstadt
in einer wohnung mit blick auf einen gepflasterten hof

der mann steht auf
geht leise von zimmer zu zimmer
bis er überzeugt ist wach zu sein

in der küche gießt er sich milch in ein glas
sitzt am tisch mit dem glas in der rechten hand

er hört seinem atem zu
bis er ihn nicht mehr vernimmt

Sjón wurde 1962 in Reykjavik geboren und ist ein gefeierter isländischer Autor. Für seinen Roman Der Schattenfuchs gewann er den Literaturpreis des Nordischen Rates (das Äquivalent der Nordischen Länder zum Man Booker Preis) und der Roman Das Gleißen der Nacht wurde sowohl für den International IMPAC Dublin Literary Award als auch für den Independent Foreign Fiction Prize nominiert. Der Roman Der Junge, den es nicht gab erhielt den isländischen Literaturpreis. Sein Werk CoDex 1962, ein Roman in drei Büchern, wurde 2016 in Island mit großem Erfolg veröffentlicht. Die deutsche Ausgabe erschien 2020 im S. Fischer Verlag. 2023 wurde Sjón für sein Werk mit dem Nordischen Preis der Schwedischen Akademie (kleiner Nobelpreis) geehrt. Als Dichter, Librettist und Texter veröffentlichte er mehrere Gedichtbände, verfasste Opernlibretti und Liedtexte für verschiedene Künstler. Im Jahr 2001 wurde er für seine Texte im Film Dancer In The Dark für einen Oscar nominiert. Sjóns Romane wurden in 35 Sprachen übersetzt. Er ist Präsident des Isländischen PEN und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Reykjavík.

 

Foto © Wiktoria Bosc 
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Das Große und das Kleine. Eine erste Rezension zu „næturverk / nachtarbeit“ von Sjón. Die Übersetzer-Komplizen Gíslason/Schiffer danken herzlichst …

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