Aphrodite – eine Feier der Sinne

Isabel Allende feiert die Sinnlichkeit…

Klangmöglichkeit © Wolfgang Schiffer

Klangmöglichkeit © Wolfgang Schiffer

Neu steht in der Ankündigung des Insel Taschenbuchverlags, der den o. g. Titel der Bestsellerautorin Isabel Allende im Herbst letzten Jahres publizierte – doch wenn mich nicht alles täuscht, gab es das Buch (zumindest dem Titel nach) vor vielen Jahren bereits einmal als Hardcover.

Wie auch immer – ich habe es seinerzeit nicht gelesen, und auch die jetzige Ausgabe liegt nicht auf meinem Bücherstapel… Erinnerungen an erotische Erfahrungen und Begegnungen einer Person des „öffentlichen Interesses“ oder von deren Freundinnen und Freunden, ganz gleich ob in einer chilenischen Küche oder in einem venezianischen Fachgeschäft für Handschuhe, zählen nicht unbedingt zu meinen prioritären Leseinteressen – auch wenn die Autorin gleich zu Beginn verspricht, dass es sich um ein praktisches Buch handle, also wohl auch Sinnlichkeit stimulierende Rezepte, Gewürze, ja, ganze Begegnungskonstellationen zum Gegenstand seiner Exkursionen macht…

Woher ich das weiß, wenn ich doch nicht eine Seite des Buches umgeblättert habe? Nun, ich habe gehört – und das ist auch der Grund, warum ich mich hier überhaupt dazu äußern kann – und will!

Dem Mandelbaum Verlag in Wien habe ich es zu verdanken, dass mir Allendes wohl als Appetit-Anreger in Sachen Essen und Erotik gedachtes Œuvre nun nämlich doch noch zuteil wurde – und das in wahrlich schmackhafter Dosierung.

Mandelbaum2Klangbuch nennt der Verlag seine spezielle Variante eines Hörbuchs – in der Regel gestaltet als veritables kleines Buch, mit komplementärem Text und Bildmaterial und einer Hörfassung auf einer bis zwei CDs, welche die literarische Vorlage zum Klingen bringen: professionell eingelesen und musikalisch kongenial „illustriert“.

Auf diese Weise sind bisher Werke von H.C. Artmann, Christoph Ransmayr, Franz Kafka, Elias Canetti u. a. entstanden – in Vorbereitung sind Klangbücher zu Graham Greenes Der dritte Mann und Karl Kraus´ Die letzten Tage der Menschheit.

Und das mir vorliegende Klangbuch? Julia Stemberger gibt den hierfür ausgewählten Kapiteln aus Isabel Allendes Buch eine helle, weiche Stimme, der man die verführerische Qualität so mancher Situationen und Anregungen eher glaubt, als es wohl der Text allein vermag. Helmut Jasbar (Gitarre) und Peter Rosmanith (Perkussion) spielen Kompositionen von Enrique Granados, Jorge Cardoso u. a. dazu, begleiten die Lesepassagen jedoch auch mit eigenen Improvisationen. Ein wunderbar sinnliches Gespräch mit der Text-Interpretin über die Herausforderung bei der „Vertonung“ vervollständigt das Klangbuch ebenso wie die von der Illustratorin Linda Wolfsgruber gezeichneten Schoten, Birnen und Fische, aus denen eine (fast nackte) Köchin das Mahl bereitet…

Ob deren Bekleidung angesichts der Gefahren in einer Küche nachahmenswert ist, will ich hier nicht beurteilen – das Klangbuch jedoch (wie alle weiteren dieser Art) ist allemal empfehlenswert!

Über Wolfgang Schiffer

Literatur (und alles, was ihr nahe ist) ist m. E. eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Also zehre ich von ihr und versuche, sie zugleich zu nähren: als Autor, als Übersetzer, als Vermittler und nicht zuletzt als Hörer und Leser.
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14 Antworten zu Aphrodite – eine Feier der Sinne

  1. autopict schreibt:

    Man lernt nie aus, ich wusste das bislang nicht, dass es auch Klangbücher gibt. Ich kenne das nur von der einen oder anderen Lesung, die musikalisch begleitet wird.
    Danke.

    • schifferw schreibt:

      Ja – eine „Spezialität“ dieses engagierten österreichischen Verlags! Eine produktive Kombination!

  2. gsohn schreibt:

    Hat dies auf Ich sag mal rebloggt.

  3. saetzeundschaetze1 schreibt:

    Das Klangbuch an sich liest sich verführerisch…da werde ich auch einmal zugreifen, allerdings nicht mit Allende 🙂 Wie schön geschrieben, auch der sachdienliche Hinweis zum Schluß 🙂

    • schifferw schreibt:

      Allende? Verstehe ich in gewissem Sinne! Auch für mich ist es eher die Konzeption an sich!

  4. leseratteffm schreibt:

    🙂
    Ich habe das Buch schon vor Jahren (vor mindestens 8) als Hardcover geschenkt bekommen und finde es immer noch wunderschön. Ich hole es gleich mal hervor und stelle es mir dann als Klangbuch vor …

    • schifferw schreibt:

      Das ist vielleicht gar noch die produktivere Idee! Und welche Musik würde dabei imaginiert werden?

  5. schifferw schreibt:

    Herzlichen Dank fürs „Weiterreichen“! Gute Grüße, Wolfgang Schiffer

  6. Maren Wulf schreibt:

    Die Klangbücher des Mandelbaum-Verlags kannte ich bisher nicht. Vielen Dank für die vielversprechende Anregung!

    • schifferw schreibt:

      Gern geschehen! Es freut mich, dass der Beitrag als Anregung dient… Gute Grüße, Wolfgang Schiffer

  7. hokuspokus77 schreibt:

    Das Buch ist an sich schon sehr verführerisch, in dieser opulenten Ausstattung als Klangbuch etwas ganz Besonderes. Klangbücher kannte ich auch noch nicht. Dankeschön!

  8. schifferw schreibt:

    Dank für´s Dankeschön!

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