(Wieder)entdeckungen bei neuerlichen Streifzügen durch Prag
Angeregt durch die Kafka-Skulptur von David Černý, die mit ihrem Spiel der einzelnen, sich immer wieder zu einem Profil des Literaten zusammenschiebenden Chromscheiben Besucher wie Einheimische gleichermaßen verblüfft, und durch die vielen anderen Hinweise in der Stadt auf diesen großen Schriftsteller, hatten wir uns entschieden, auch noch einmal das Grab Franz Kafkas selber aufzusuchen.
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Bevor wir uns allerdings auf den Weg nach Žižkov und dem dort gelegenen Neuen jüdischen Friedhof machten, statteten wir zunächst dem Průmyslový palác, dem Industriepalast, und dem ihn umgebenden Gelände einen kurzen Besuch ab.
Erbaut wurde das zwischen Neobarock und Jugendstil gestaltete Gebäude unweit des Parks Stromovka anlässlich der Prager Jubiläumsausstellung im Jahr 1891; als technisches und ästhetisches Prachtwerk sollte es zusammen mit einigen anderen zu der Zeit und aus dem Anlass geschaffenen Gebäuden und technischen Neuerungen den Standard der Wiener Weltausstellung von 1873 überbieten und vor allem die industrielle Leistungsfähigkeit Tschechiens als Teil der Donaumonarchie unter Beweis stellen. Ein Ansinnen, das im Übrigen eindrucksvoll gelang.
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Franz Kafka ist im Familiengrab der Kafkas beigesetzt, verglichen mit anderen Grabmälern, die wir auf dem Weg über den baumbeschatteten Friedhof sahen, eine eher schlichte Ruhestätte, bei der auch Kafkas drei Schwestern Valli, Elli und Ottla gedacht wird, die später von den Nazis deportiert wurden und in einem KZ den Tod fanden.
An der Außenmauer des Friedhofs gegenüber der Grabstätte findet sich auch eine Gedenktafel an Max Brod, den lebenslangen Freund und Mentor Franz Kafkas – und unweit dessen, an einem schmalen, schattigen Gang zwischen weiteren Gräbern, stoßen wir zufällig noch auf das Grab der Familie Lustig, in dem auch der 2011 verstorbene Erzähler und Publizist Arnošt Lustig bestattet ist, der sich von 2005 bis zu seinem Tod am Sitz der Franz Kafka Gesellschaft aufhielt und arbeitete. Eine Tafel an der Außenfassade des Gebäudes in der Straße Široká erinnert daran.
Während mir Kafka also auch heute im Nacken sitzen bleibt und ich in meinen Gedanken ein wenig Klaus Wagenbachs Buch Kafkas Prag nachhänge, indem ich mich ernsthaft zu erinnern versuche, wo, in welchem Zimmer und in welchem Regal, ich es nach meiner Rückkehr wohl finden könnte, begegnet uns beim allmählichen Rückweg nur wenige Meter vom Standort des Kafka-Denkmals, der Spanischen Synagoge, entfernt, an der Kreuzung der Straßen Dlouhá und Masná schließlich auch wieder ein David Černý.
In Utero heißt seine Skulptur, die hier überlebensgroß mit der Eleganz der Gebäude konkurriert und in der Gewissheit eines Sieges ihre metallenen Arme gelassen zwischen den Zweigen einer Baumkrone hinter dem Kopf verschränkt.
Diese Straßenkreuzung ist wirklich sehenswert!
Das war´s diesmal aus Prag! Danke für Ihre / Eure freundliche Begleitung auf unseren Rundgängen!
Was für ein schöner Streifzug durch Prag! Danke, dass man mitschlendern durfte – es war interessant und vergnüglich und macht Lust, es selbst einmal persönlich nachzuholen…
Liebe Grüße aus Thüringen von
Marlis
Oh – das freut mich sehr! Ich bedanke mich und wünsche schon jetzt: viel Vergnügen! Liebe Grüße, Wolfgang
Prag war immer Sehnsuchtsstadt, – nun war ich ein bissche dort, – vielen Dank, lieber Wolfgang!
PS. Ich brauche eine neue Tastatur, oder die Disziplin, vor dem Absenden nachzulesen, was wieder einmal hängen geblieben ist, – so wie hier das kleine N (n).
Danke für Deine Rückmeldung, liebe Angelika! Wer weiß, vielleicht ergibt sich aus den klitzekleinen gelegentlich fehlenden Buchstaben einmal ja sogar ein wunderbares neues Wort? Bitte, bleib dabei! Gute Grüße, Wolfgang
Danke, dass Du den Fehlern meiner „Schnellschüsse“ eine neue, mögliche Daseinsberechtigung gibst, Wolfgang. Die Idee finde ich ganz zauberhaft. „Coole“ Leute benutzen keine Emoticons, – ich weiß, aber ich setze sie trotzdem ganz „uncool“, damit Du mein Lächeln sehen kannst! 😀
Ohje, – der sieht ja wirklich schrecklich aus…
Ich hab Glück – ich weiß gar nicht, wo diese mal wütenden, mal (angeblich) lächelnden Rundköpfe zu finden sind… Und ich will auch gar nicht danach suchen!