Sjón: „Nachtarbeit“

„Nachtarbeit ist eine Lyrik, die nach Beenden der Lektüre ins Bewusstsein tröpfelt. Langsam breitet sich durch das chronologische Lesen und Erfassen ein Gesamtbild im Selbst aus.“

Im Namen des Autors danken die Übersetzer sehr herzlich für dieses schöne Aufmerken! Danke, lieber Hauke Harder!

Nachtarbeit ist eine Lyrik, die nach beenden der Lektüre ins Bewusstsein tröpfelt. Langsam breitet sich durch das chronologische Lesen und Erfassen ein Gesamtbild im Selbst aus. Die Vielschichtigkeit macht sich durch die Kapitel, die unterschiedlichen Stile und die Bildersprache bemerkbar. Der Inhalt besteht aus Gedichten, einer lyrischen Statistik, Übersetzungen von Baumliteratur und Fabeln. Alles wurzelt […]

Sjón: „Nachtarbeit“
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Schönes Babylon

Ein Gedicht im Signaturen-Magazin

Die meistgelesenen Beiträge der letzten 7 Tage

Natürlich freut es besonders, wenn die Online-Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin neben der regelmäßigen Veröffentlichung unserer Übersetzungen isländischer Gedicht auch wieder einmal einen Text von mir selbst veröffentlicht. So geschehen vor 5 Tagen in der Rubrik Kommentar.

Wenn dieser Beitrag sodann gemeinsam mit Gedichten isländischer Herkunft, zitiert aus dem soeben im ELIF Verlag erschienen Lyrikband nachtarbeit des bekannten isländischen Schriftstellers Sjón, zu den meistgelesenen Beiträgen der Zeitschrift innerhalb der letzten 7 Tage zählt, so ist die Freude doppelt groß.

Hier der Text:

Wolfgang Schiffer

Schönes Babylon

Als mir die junge Frau hinter dem Tresen der Kaffeebar den Espresso zuschiebt, sage ich automatisch takk fyrir und wundere mich nicht im Geringsten, dass sie mir antwortet mit není zač. Das ist tschechisch. Meine Frau spricht grundsätzlich tschechisch, aber die junge Frau in der Kaffeebar ist nicht meine Frau.
Meine Frau spricht grundsätzlich tschechisch, nur nicht mit mir. Da spricht sie deutsch, wenn sie nicht gerade englisch oder französisch oder tschechisch spricht, aber das ist dann ein Versehen.
Die junge Frau hinter dem Tresen der Kaffeebar spricht ebenfalls tschechisch, ob sie auch deutsch, englisch oder französisch spricht oder eine oder mehrere andere Sprachen, weiß ich nicht, doch dass ich ihr mit takk fyrir geantwortet habe, ist auch ein Versehen, das weiß ich, ich hätte mich mit děkuji bedanken sollen, das wäre ebenfalls tschechisch gewesen.
Ihr Lächeln lässt mich aber vermuten, dass sie mich dennoch verstanden hat, auch wenn takk fyrir einer eher seltener gesprochenen Sprache entstammt und allein dem Umstand geschuldet ist, dass ich bis kurz vor der Bestellung des Espressos noch über die Übersetzung eines isländischen Gedichts ins Deutsche gebrütet habe.
Übrigens verstehe ich auch meine Frau, wenn sie tschechisch mit mir spricht, obwohl ich Tschechisch noch weniger beherrsche als Isländisch.
Ist es nicht schön, wenn Menschen sich verstehen?
Kann Babylon nicht ein schönes Babylon sein?

Zu den Gedichten von Sjón führt dieser LINK. Ich wünsche eine gute Lektüre.

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morgendämmerung

Gedichte des Isländers Sjón

Foto © Wolfgang Schiffer / Layout © Arnd Schäfer

Kaum ist der Band næturverk / nachtarbeit des isländischen Schriftstellers Sjón im ELIF Verlag erschienen, schon dürfen wir, die Übersetzer-Komplizen Jón Thor Gíslason und Wolfgang Schiffer, uns darüber freuen, dass die Online Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin das Erscheinen des Bandes mit drei Gedichte in ihrer Reihe Wortlaut Island kundtut.

Eins davon will ich hier zitieren, die beiden anderen finden sich mit einem Klick auf diesen LINK oder, was alle Beteiligten natürlich noch weitaus mehr freuen würde, im GEDICHTBAND selbst.

 

m o r g e n d ä m m e r u n g 


es ist noch lange nicht morgen und noch längst nicht hell
als der mann aufschreckt
vom geschrei irgendwelcher wiesenvögel

das ist im januar
er wohnt in der innenstadt
in einer wohnung mit blick auf einen gepflasterten hof

der mann steht auf
geht leise von zimmer zu zimmer
bis er überzeugt ist wach zu sein

in der küche gießt er sich milch in ein glas
sitzt am tisch mit dem glas in der rechten hand

er hört seinem atem zu
bis er ihn nicht mehr vernimmt

Sjón wurde 1962 in Reykjavik geboren und ist ein gefeierter isländischer Autor. Für seinen Roman Der Schattenfuchs gewann er den Literaturpreis des Nordischen Rates (das Äquivalent der Nordischen Länder zum Man Booker Preis) und der Roman Das Gleißen der Nacht wurde sowohl für den International IMPAC Dublin Literary Award als auch für den Independent Foreign Fiction Prize nominiert. Der Roman Der Junge, den es nicht gab erhielt den isländischen Literaturpreis. Sein Werk CoDex 1962, ein Roman in drei Büchern, wurde 2016 in Island mit großem Erfolg veröffentlicht. Die deutsche Ausgabe erschien 2020 im S. Fischer Verlag. 2023 wurde Sjón für sein Werk mit dem Nordischen Preis der Schwedischen Akademie (kleiner Nobelpreis) geehrt. Als Dichter, Librettist und Texter veröffentlichte er mehrere Gedichtbände, verfasste Opernlibretti und Liedtexte für verschiedene Künstler. Im Jahr 2001 wurde er für seine Texte im Film Dancer In The Dark für einen Oscar nominiert. Sjóns Romane wurden in 35 Sprachen übersetzt. Er ist Präsident des Isländischen PEN und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Reykjavík.

 

Foto © Wiktoria Bosc 
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Das Große und das Kleine. Eine erste Rezension zu „næturverk / nachtarbeit“ von Sjón. Die Übersetzer-Komplizen Gíslason/Schiffer danken herzlichst …

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Happy releaseday!

„nachtarbeit“ von Sjón erschienen

Foto © Wolfgang Schiffer / Montage © Arnd Schäfer

Zum Gedichtband næturverk / nachtarbeit des isländischen Schriftstellers Sjón, den der ELIF Verlag soeben in einer isländisch-deutschen Edition, übersetzt von Jón Thor Gíslason und mir, veröffentlicht hat, schreibt der Verleger Dinçer Güçyeter in einem Facebook-Post Folgendes:

„Çakaaaaa …. Als mein Freund Wolfgang Schiffer mich wegen der Island-Reihe im ELIF ansprach, gab es unter den Leseproben auch die Texte von Sjón. Für mich war er mehr als der Mann bekannt, der für Björk Liedtexte schreibt. Und ich als großer Björk-Fan war sofort begeistert und wollte mit ihm die Reihe starten. Doch die Rechte für den deutschen Buchmarkt hatte ein großer Verlag und wir haben das Projekt aufs Eis gelegt.

Heute denke ich, wie gut, dass es nicht geklappt hat, und wie gut, dass wir mit “Denen zum Trost, die sich in ihrer Gegenwart nicht finden können“ von Ragnar Helgi Ólafsson angefangen haben. Loslassen wollten wir aber nicht, Wolfgang traf letztes Jahr auf seiner Islandreise Sjón und hat gefragt, wie es gerade ist. Und innerhalb von zwei Tagen hat ELIF die Rechte bekommen.

Nun liegt “næturverk / nachtarbeit“ gedruckt in meiner Hand. Meine Freude ist unbeschreiblich. Der Band sollte erst im Mai ausgeliefert werden, da ich aber wieder charmant- chaotisch mit unserer Verlagsauslieferung kommuniziert habe, ist es ab heute lieferbar, überall wo es Bücher gibt und natürlich auf unserer Webseite: www.elifverlag.de

die sternbilder von gestern haben die plätze gewechselt
ein berg in der ferne ist näher gerückt
die straßen sind zu wasser geworden
keine karte weist uns den weg zurück
durch sich ständig veränderndes land

“næturverk / nachtarbeit“ ist eine vielschichtige, tiefgründige Gedichtsammlung. In der für den Dichter charakteristischen Bildsprache fließen hier Momentaufnahmen des Alltags, poetische Verweise auf andere Schriftsteller und Mythen aus aller Welt in etwas Größeres, Universelles ineinander: z.B. den Ursprung und das Wesen des Menschen und die grundlegende Existenz der Sprache. In ungebundenen Gedichten wie auch in tagebuchartigen Prosaskizzen und traumähnlichen Sequenzen führt der Autor zusammen, was vermeintlich nicht zusammengehört. Das Überwinden von Grenzen beim Betrachten der Welt und ihrer Geheimnisse, dies ist das zentrale Ziel des Bandes, entsprechend dem ihm vorangestellten Zitat von Leonora Carrington: “Die Aufgabe des rechten Auges ist es, in das Teleskop zu schauen, während das linke in das Mikroskop schaut.“

Mehr Informationen, u.a. zum Autor, gibt es hier auf der Shop-Seite des Verlags.

 

Ein glücklicher Übersetzer
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