Gedichte von Hjörtur Marteinsson

Einmal mehr ermöglicht die Online-Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin in ihrer Reihe Wortlaut Island Leserinnen und Lesern hierzulande einen Blick in einen Gedichtband aus Island; erschienen ist er dort im letzten Jahr im kleinen, engagierten Tunglið Forlag, dem Mond Verlag in Reykjavík. Sein Titel: Land til að sauma rósir í / Ein Land, auf das man Rosen sticken möchte, geschrieben hat ihn der 1957 geborene Hjörtur Marteinsson, übersetzt haben sieben Gedichte daraus das Übersetzer-Duo Gíslason/Schiffer.
Drei der Gedichte seien hier in den Wortspielen nun ebenfalls vorgestellt, für alle weiteren sowie für viele andere Gedichte isländischer Herkunft bitte ich um einen Klick auf die hier mit einem Link unterlegte Reihe Wortlaut Island.
HAGEL Während ich ein Bild von dem Falken skizziere, fühle ich, wie der Hagel mich in die augenlose Finsternis der tiefsten Täler wirft. Der Hagelsturm verstärkt seine Umarmung auf der nächsten Höhe, bis die Schatten aufgehört haben, Schatten zu sein. DIE NEBELBANK Eine schwarze Nebelbank, wie eine Faust, schleicht sich vom Meer heran, legt sich mit Sturmböen übers Land, wickelt die Landschaft in eine hauchdünne Plastikfolie ein. Nun ist es an der Zeit, über die Schwelle dieser Welt zu treten, bevor alles erstickt ENTWURF ZU EINEM TAG AUF DIESER WELT Keine Risse im weißen Porzellanhimmel. Im Radio läuft die Welle für die Fischfangflotte. Der Reeder wälzt sich im Bett. Bald überkommt ihn die Ruhe. Im Halbschlaf wird der Fang, den Gott ihm gebracht hat, angelandet. Das Meer und die Fanggründe sind für ihn gemacht.
Hjörtur Marteinsson wurde 1957 in Reykjavík / Island geboren. Er veröffentlichte u.a. die preisgekrönten Bücher AM OO und Alzheimer-Variationen. 2004 wurde er mit dem Jón-úr-Vör Poesiestab ausgezeichnet, benannt nach dem gleichnamigen isländischen Bibliothekar und Dichter (1917 – 2000). Hjörtur Marteinsson ist auch als Bildender Künstler tätig und hat mehrere Einzelausstellungen veranstaltet. Ein Land, auf das man Rosen sticken möchte ist sein sechstes Buch.
Das Gedicht „Hagel“ hat mich tiefbewegt. Es rührt an das Geheimnisvolle, an ein Rumoren, das nur selten ans Tageslicht tritt – der Falke, als blitzschnelles Element, passt außerordentlich, als Schlitz, Einblick, kurzer Moment der Einsicht.
Hab´ Dank für diesen Kommentar, lieber Alexander.
Die Nebelbank – wirklich weitsichtig. (In der ersten Zeile fehlt ein e (eine schwarze…)
Oh, danke für den Hinweis. Ich versuche, das zu „reparieren“.
Dankeschön fürs Präsentieren der drei Poeme, lieber Wolfgang …
Herzliche Grüße aus dem Ländle vom Lu