Kristbergur Ó. Pétursson im Signaturen-Magazin

Angesichts der zahlreichen, qualitativ hochwertigen Publikationen, die die Online-Literaturschrift Signaturen-Magazin in ihren verschiedenen Rubriken, vom Originaltext bis zur Rezension, beinah täglich veröffentlicht, sehe zumindest ich es für eine große Ehre an, dort mit gleich zwei Beiträgen, an denen man beteiligt ist, zu den 10 meistgelesenen der letzten 7 Tage zu gehören.
Die Freude hierüber habe ich diesmal mit einem eigenen Gedicht, das bei Interesse unter diesem LINK zu lesen ist, und weit mehr noch mit einem weiteren Beitrag in der von Jón Thor Gíslason und mir „bestückten“ Reihe Wortlaut Island.
Kristbergur Ó. Pétursson, ein isländischer Maler, der das Schreiben bereits an den sprichwörtlichen Nagel hängen wollte, hat uns hierzu ein paar seiner poetischen Miniaturen zur Übertragung überlassen. Drei davon will ich hier zitieren, die weiteren bitte ich, im entsprechenden Beitrag an dieser Stelle des Signaturen-Magazins zu lesen.
WARTEN
Der Postbote
ist eine Frau mit schwerfälligem Gang
die ihre besten Zeiten hinter sich hat
Sie lässt mich warten
am Briefkastenschlitz
ES WAR EINMAL
Es waren einmal friedfertige Menschen
die sich stets gemächlich bewegten
und sie alle fühlten sich wohl
in ihrer Kleidung
Das war bevor die Nähte platzten
und davonliefen
WIESO
Wieso
sammelt man alte schwarz-weiß Fotos
und coloriert sie?
Meine Großmutter trug nie diese Farben
Deine Großmutter auch nicht

Kristbergur Óðinn Pétursson wurde 1962 in Island geboren. Von 1979 bis 1985 studierte er bildende Kunst an der isländischen Fachschule für Kunst und Handwerk und absolvierte von 1985 bis 1988 ein weiteres Studium an De Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam. Seine Werke wurden sowohl in vielen Einzel- wie in Gruppenausstellungen gezeigt, auch erhielt er mehrfach „Künstlerlöhne“ und Stipendien. Seine Arbeiten befinden sich in mehreren Museen Islands, noch vor kurzem übergab er zwei seiner Gemälde dem neu gegründeten ARSLONGA Museum für zeitgenössische Kunst in Island, auf Anfrage von dessen Gründers Sigurður Guðmundsson. Gedichte zu schreiben, begann er 1992, unterbrach die schriftstellerische Tätigkeit aber bald wieder bis zu einem Neuanfang im Jahr 2011. Seitdem veröffentlicht er Gedichte, zusammen mit bildender Kunst. 2019 erschien ein Buch, Efnistök/Painterly Matters, das neben Abbildungen seiner bildnerischen Werke neun Gedichte enthielt. Sein Gedichtband Vetrarfærðin / Winterbeschwer erschien im Dezember 2021; es enthält siebenundvierzig Gedichte und fünfzehn Kaltnadelradierungen.