Ulrike Schrimpf schreibt. Mir bleibt nur, ihr aufs Herzlichste zu danken für dieses schöne, tiefe Aufmerken zu meinem kleinen Gedichtband.
Geht es denn wirklich darum, auf Teufel komm raus etwas Neues zu schaffen – was ist übrigens neu? –, oder nicht vielmehr darum, eine eigentümliche, auch eigenwillige künstlerische Stimme zu finden?
Letzteres ist auf vollendete Art und Weise der Fall in dem schmalen Lyrikband Dass die Erde einen Buckel werfe von Wolfgang Schiffer, 2022 im ELIF Verlag erschienen. Ich gebe es offen zu: Ich bin voller Zuneigung und auch Bewunderung für das Buch und seinen Autor, zuallererst und grundlegend deswegen, weil auf jeder Seite, in jedem Gedicht, ja, bei jedem Wort fühlbar ist, dass hier ein Mensch und Künstler genau das gemacht und geschrieben hat, was er wirklich machen und schreiben wollte, unabhängig davon, was möglicherweise angesagt ist, hip, erfolgversprechend. Ein solcher Mut, eine solche Kompromisslosigkeit und Geradlinigkeit finden grundsätzlich meine Wertschätzung und Sympathie.

Zu Wolfgang Schiffers neuem Lyrikband Dass die Erde einen Buckel werfe aus dem ELIF Verlag.
und
sind es überhaupt Gedichte
die ich hier schreibe
nur formlos wabernde Erinnerungen und dunkel wie Albträume bei Nacht?
Ich sehe mich im Spiegel
Zwischen-zwei-Stühlen-Sitzen – das ist ein Gefühl, das mich mein Leben lang begleitet. Als Mensch, Frau und Freundin. Als Schreibende, Denkende und Rezipierende.
Zeit meines Lebens fühlt es sich so an, als würde ich nicht nur zwischen zwei Stühlen sitzen, sondern vielmehr zwischen allen möglichen vorstellbaren Stühlen.
Aber wo sitzt man dann eigentlich?
Fakt ist, da bin ich zu Hause: in Bereichen, in denen ich täglich etwas Neues dazulerne und mich Dingen öffne, die ich – noch – nicht kenne. In Bereichen aber auch, in denen der Zeitgeist als Bewertungskriterium für Kunst keine oder zumindest eine untergeordnete Rolle spielt. Das weithin verbreitete Argument für sogenannte gute, anspruchsvolle, hohe Kunst…
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