Gedichte von Magnús Sigurðsson im Signaturen-Magazin

Foto © Wolfgang Schiffer
Einmal mehr schulden wir, das Übersetzer-Duo Gíslason/Schiffer, der Online-Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin Dank, und dies auch im Namen des isländischen Autors Magnús Sigurðsson.
Die drei Gedichte, die das Magazin in seiner Reihe Wortlaut Island diesmal vorstellt, sind einem Band des Autors mit dem Titel Veröld hlý og góð / Eine Welt, herzenswarm und gut entnommen; erschienen ist er 2016 im Verlag Dimma in Reykjavík.
Eines der von uns ins Deutsche übertragenden Texte will ich nun zitieren; für die weiteren sowie alle vorherigen in Wortlaut Island gezeigten Beispiele isländischer Dichtkunst bitte ich um einen Klick auf diesen Link.
Ein Bruchstück der Menschheitsgeschichte
Dies können wir verbuchen, mit absoluter Gewissheit
ohne tiefer
nach Hautblättern
der Toten zu graben
der Steintoten
der Neutoten
der Untoten –:
Jesus war ein Mensch.
Mohammed war ein Mensch.
Hallgrímur war ein Mensch.
Es gibt genug Menschen.
Es gibt zu viele Menschen
die Mensch sein wollen
unter Menschen.
Es gibt zu wenige Menschen
die Mensch sein wollen
unter anderen Menschen.
Fleisch ist Fleisch
egal welche Haut es kleidet.
Erde ist Erde
egal welche Haut sie gebar.
Magnús Sigurðsson, geb. 1984 in Ísafjörður, einem kleinen im Fischerdorf in Islands abgelegenen Westfjorden, betrat die Literaturbühne Islands im Jahr 2007 mit der Übersetzung von Ezra Pounds Gedichtsammlung Pisan Cantos, für die er sogleich ausgezeichnet wurde. Auch sein erster Gedichtband ein Jahr später, Fiðrildi, mynta og spörfuglar Lesbíu / Schmetterlinge, Minze und die Spatzen Lesbias, brachte ihm mit dem Tómas-Guðmundsson-Poesiepreis eine hohe Anerkennung ein, gefolgt 2013 vom angesehenen Jón-úr-Vör-Poesiepreis. Insgesamt erschienen von ihm bis heute fünf Gedichtbände und zwei Bände mit experimenteller Prosa sowie Übersetzungen zahlreicher Gedichtbände ins Isländische, u.a. des Norwegers Tor Ulven. Sein 2013 erschienener Gedichtband Tími kaldra mána / Zeit der kalten Monde wurde 2017 in der Übersetzung von Meg Matich unter dem Titel Cold Moons in den USA publiziert. 2019 promovierte Magnús Sigurðsson mit einer Dissertation über Emily Dickinsons Rezeption in der isländischen Literatur.