Der isländische Dichter Valdimar Tómasson

Foto © Wolfgang Schiffer
Seit seinem Erscheinen im Jahr 2019 zählte Ljóð 2007 –2018 / Gedichte 2007 – 2018, die Gesamtausgabe von vier Gedichtbänden des isländischen Lyrikers Valdimar Tómasson, Monat für Monat zu den meistverkauften Gedichtbänden in Islands Buchhandlungen. Nun jedoch kündigt sich ihr Ausverkauf an; eine neue Auflage ist vom Verlag JPV útgáfa wohl nicht mehr geplant.

Quasi rechtzeitig zu diesem „Finale“ hat die Online-Literaturzeitschrift Signaturen nun eine Auswahl einiger Gedichte aus dem jüngsten darin enthaltenen Band veröffentlicht, Vetrarland / Winterland, wie immer in ihrer Reihe Wortlaut Island und übersetzt von meinem isländischen Malerfreund Jón Thor Gíslason und mir.
Einige der zumeist kurzen Strophen will ich hier zitieren, alle weiteren des Signaturen-Beitrags sowie Gedichte und kurze Vorstellungen weiterer Autorinnen und Autoren finden sich dann unter dem danach angegebenen Wortlaut-Island-Link.
Tausende von Nächten
lieg´ ich wach
in des Winters Dunkelheit.
Und die Brandung der Gedanken
widerhallt
in einer sternenklaren Nacht.
Einer sternenklaren Winternacht.
War sie farblos
oder feuerrot, die Nacht?
Ein Stern erwacht
am Winterhimmel.
Eisblumen leuchten
brandungsweiß und klar.
Funkelnder Stern
entfesselte Nacht.
Eine schillernde Träne
im roten Schein des Monds.
Flügelspreizender Winterharsch.
Und nun der Link, der zu manch weiteren Strophen aus dem Gedichtband Vetrarland / Winterland führt und zu vielen Beispielen anderer Lyrikerinnen und Lyriker Islands: Wortlaut Island.
Valdimar Tómasson, geb. 1971 in Mýrdalur im Süden Islands, lebt seit seinem 16. Lebensjahr in Reykjavík. Nach seinem ersten Gedichtband Enn sefur vatnið / Noch schläft das Wasser im Jahr 2007 folgten mehrere weitere Bände mit Lyrik, außer einem Band mit Sonetten primär Kurztexte häufig alliterativen Stils. Seine letzten Buchpublikationen: Ljóð 2007 – 2018 / Gedichte 2007–2018, Reykjavík 2018 und Veirufangar og veraldarharmur / Virusgefangene und Weltenschmerz, Reykjavík 2020. Die hier veröffentlichten Texte sind ein Auszug aus dem im Band Ljóð 2007 – 2018 enthaltenen Zyklus Vetrarland / Winterland, als Einzelband erschienen 2018.