Eine sechsteilige Lyrik-Reihe im Signaturen-Magazin

Dætur Íslands – Töchter Islands. So nennt die Online-Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin eine kleine Reihe, in der sie einen besonderen Blick auf die isländische Poesie wirft.
Sechs Tage lang präsentiert sie ein oder mehrere Gedichte von isländischen Dichterinnen; jeden Tag von einer anderen Dichterin.
Nach Arndís Þórarinsdóttir gestern gibt die Reihe uns heute zwei neue Gedichte von Linda Vilhjálmsdóttir zu lesen. Wer meine „Wortspiele“ ein wenig verfolgt, dem ist diese Dichterin natürlich alles andere als eine Unbekannte. Neben manchen Gedichten, die hier bereits vorgestellt wurden, waren schließlich auch mehrere Rezensionen zu lesen, die sich auf ihre ebenfalls von uns, dem Übersetzer-Duo Gíslason/Schiffer übertragenen und im ELIF Verlag erschienenen Lyrikbände Freiheit und das kleingedruckte beziehen, zuletzt die Buchbesprechung von Hellmuth Opitz zu ihrem aktuellen Gedichtband.
Die jetzigen Texte sind noch nicht in einem Band erschienen, sie entstammen einmal mehr dem Ljóðbréf, dem von den Schriftstellern Dagur Hjartarson und Ragnar Helgi Ólafsson im Tunglið forlag, dem Mondverlag herausgegebenen Poesiebrief.
Eins der beiden Gedichte sei hier zitiert; falls es Ihr / Euer Interesse wecken sollte, ist mehr zu lesen unter diesem LINK.
Herzliche Einladung zum Lesen! Hjartanlega velkomin að lesa!
ein kälteschauer
ist das eine
ein angstschauer
etwas ganz anderes
den spürt man nicht
wenn es hell ist
aber er macht sich bemerkbar
wenn es dunkel wird und wächst
wie der mond
von einem halbmond zum vollen
schwindet nie ganz
obwohl er verschwindet
schwindet ebenso
nicht wie die dünung
die rinnt
zwischen ebbe und flut
Linda Vilhjálmsdóttir, geb.1958 in Reykjavík / Island, arbeitete für viele Jahre als Krankenpflegerin. Nach verschiedenen Veröffentlichungen in Zeitungen und Literaturzeitschriften erfolgte 1990 mit Bláþráður / Dünner Faden die Publikation ihres ersten Gedichtbands. Seither erschienen auch diverse deutschsprachige Veröffentlichungen ihrer Lyrik, vor allem in der Literaturzeitschrift die horen, sowie 2011 die Übersetzung ihrer Gedichtbände Öll fallegu orðin / Alle schönen Worte und Frostfiðrildin / Frostschmetterlinge im Verlag Kleinheinrich. Im ELIF VERLAG erschienen von der mit mit vielen Preisen und Ehrungen ausgezeichneten Autorin 2018 der Gedichtzyklus frelsi / freiheit und im Frühjahr 2021 der Lyrikband smáa letrið / das kleingedruckte.

Foto © Studio Gassi