Ein neuer Fotoband zu Island
Allein schon der Blick in meine Bücherregale bestätigt es: Fotobände zu Island gibt es zuhauf. In Farbe, in Schwarzweiß, mit Luftaufnahmen und mit Bildern, die von der Erde aus geschossen wurden, von großen Landschaftspanoramen über bizarre Gletscherformationen und Vulkanausbrüche, Pflanzen und Tiere bis hin zu den Menschen, die ihr Land, diese Insel im Nordwesten Europas, bewohnen.
Sie alle haben einen jeweils besonderen Blick auf das Land, das so vielen heutzutage aufgrund seiner rauen, von Eis und Feuer bestimmten Schönheit ein Herzensreiseziel ist, an jedem erfreue ich mich beim Durchblättern und Schauen, keines aber finde ich – jedenfalls nicht bei mir zu Hause – , dass dem anderen Rechnung trägt, als das Island vielen doch auch gilt: nämlich als d i e Literaturnation schlechthin.
Was liegt da eigentlich näher, als das Bild mit der Literatur zu verbinden und das vielleicht nicht nur mit Zitaten aus dem großen literarischen Fundus der isländischen Literatur selbst, sondern mit eigenen Texten, mit Texten, die das sprachlich zu fassen suchen, was beim Auslösen des Drückers zugleich im Denken und Empfinden des Fotografierenden ausgelöst wurde?
Natürlich weiß ich, dass meine Erwartung wenn nicht sogar gänzlich falsch, so doch sehr übertrieben ist. Schließlich ist nicht ein jeder, der schreibt, auch ein guter Fotograf, und ein Fotograf wohl auch nur im Ausnahmefall zugleich ein Schriftsteller.
Der 1954 in Regensburg geborenen Peter Ettl ist eine solche Ausnahme. Wobei man bei ihm, der bislang auf mehr als 40 Buchveröffentlichungen zurückblicken kann, nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob eins von beiden, das Fotografieren oder das Schreiben, als erstes da gewesen sein mochte. Seine Publikationsliste weist Bände allein mit Gedichten und Geschichten ebenso aus wie Text-Bildbände, deren optisches Material er von so manchen Fotoreisen mitgebracht hat.
Ein Stück Land, ins Meer geworfen, nicht wissend, ob es sich mit Eis bedecken oder lieber mit Erdenfeuer um sich spucken soll.
Wie gut er Text und Bild miteinander zu verbinden weiß, belegt einmal mehr sein neuester Text-Bildband Europas wilde Natur – Island. Auf mehr als 100 Seiten in querformatiger Übergröße führt er den Betrachter mit eindrucksvollen Fotos durch Islands Natur, zeigt von Feuer und Lava geformtes Land, Eiskulissen, Flüsse und Seen, Vögel und Fische, Schafe, Pferde, Rentiere, die gesamte Fauna und Flora, die hier lebt und gedeiht – und erweitert das Abgebildete mit kurzen, poetisch aufgeladenen Texten oder gleich mit einem Gedicht, sodass der Fantasie des Schauenden über das zu Schauende hinaus weitere Motive gegeben, weitere selbst zu ergründende Spuren gelegt werden.
In/Aus Deinem Schoß gelesen
die geschwollenen flüsse
gierig aufs meer
wenn die gletscher weinen
das zartghellblau der kälte
die köpfe der seehunde sekundenlang
das gezetere der vögel
plusterbunt
die spalten der erde
lavantisch gefiedert
end
los
Wer Island recht gut kennt, wird bei den meisten Abbildungen wissen oder zumindest ahnen, wo der Autor / Fotograf sie aufgenommen hat. Dennoch: Wenn ich in dem sehr gut gestalteten Text-Bildband Europas wilde Natur – Island etwas vermisse, dies sei mir als kleine kritische Anmerkung erlaubt, so ist es eine Legende zu den einzelnen Fotos; sie wäre zu der so eindrucksvollen Erkundung der Insel ein weiterer Zugewinn.
Erschienen ist Text-Bildband Europas wilde Natur – Island im Verlag Silver Horse Edition und dort sowie in allen Buchhandlungen zum Preis von 39,90 € erhältlich.
Gestern hab ich mal wieder Heima von Sigur Ros angesehen/angehört. Spektakuläre Bilder von Island wurden dabei auch gezeigt!
Herzliche Grüße vom Lu