Eine kleine Fotoreise
Dieser Beitrag, die Fortsetzung der kleinen Fotoreise von Köln über Prag nach Berlin und zurück nach Köln, hätte längst geschrieben und gezeigt sein sollen, aber wie so oft bei guten Vorsätzen stellt sich diesen etwas in den Weg, das die Ausführung verzögert, verschleppt, ja, bisweilen sogar völlig verunmöglicht…
Letzteres ist hier zum Glück nicht geschehen – allein die Vorbereitungen auf drei Veranstaltungen, deren erste (die zusammen mit dem Elif Verlag-Verleger Dinçer Güçyeter und meinem Malerfreund und Mit-Übersetzer Jón Thor Gíslason in der Siegburger Bernstein Verlagsbuchhandlung Gebrüder Remmel [R2] sogar bereits stattfand), von der anwesenden Dichterin Anke Glasmacher – s. das Foto oben – nicht weniger als auch für die Nachwelt dokumentiert wurde, hielten mich für einige Tage davon ab, das weitere Bildmaterial dieser Rundreise zu sichten und möglichst auf die eine andere Besonderheit oder auch nur Kuriosität zu verdichten.
Der Anlass der Reise war ja ebenfalls eine Lesung gewesen – und das wie in Siegburg ebenfalls zu Island – zu der mich die wunderbare Chocolaterie & Buchhandlung Fräulein Schneefeld & Herr Hund in der Prenzlauer Allee eingeladen hatte, doch bevor ich selbst zu Wort kam, wartete hier nur wenige Tage vorher neben dem leuchtend-bequemen Lesesesssel ein anderes Werk auf Zuhörerinnen und Hörer.
Ich sagte ja schon im 1. Teil in Bezug auf Franz Kafka, dass ich ihm in Berlin wohl wiederbegegnen würde – und dies tat ich dann auch, und zwar durch ein Buch, das – in Auszügen vorgetragen und kommentiert von seiner Autorin Unda Hörner – auf vergnüglich-schöne Weise davon erzählt, warum es zwischen Kafka und seiner Verlobten Felice Bauer zwar zwei Mal zu einer Verlobung kam, aber nie zu einer Eheschließung. Und – das Buch mit dem Titel Kafka und Felice macht deutlich, dass das Zögern und Zaudern nicht allein Sache des Mannes aus Praha war, sondern auch das der für die damalige Zeit recht emanzipierten jungen Berlinerin.
Natürlich hielten meine Liebste und ich uns nicht nur bei Fräulein Schneefeld & Herr Hund auf, wiewohl die Auslagen an Süßem und zu Lesendem durchaus dazu verlockten – nein, wir liefen auch recht viel durch die ausladend breiten Straßen, begegneten im Schaufenster des Gebäudes, in dem der Bundesbeauftragte die Stasi-Unterlagen hütet, einem Konterfei des guten Jürgen Fuchs, der an den Repressalien und Zersetzungsmaßnahmen der Stasi zerbrochen ist …
… schauderten ein wenig angesichts des Kampfes um die Größe, den das neue Samsung Smartphone im grau verhangenen Himmel mit dem Fernsehturm auf dem Alexanderplatz führt …
… erstarrten vor Staunen beim Bestaunen der vor vielen Jahrhunderten geschaffenen Kunst, mit das das Pergamon Museum trotz seines immer noch währenden Umbaus aufwartet …
… lachten im Museum für Kommunikation über das nette Roboter-Pärchen, das uns zur Begrüßung empfing …
… und bewunderten die Nebelkrähe, die sich von allem – ob alt oder neu, von der Natur oder von Menschen gemacht – recht unbeeindruckt zeigte.
Beeindruckt hingegen waren wir von der Galerie der Schauspielerinnen und Schauspieler, die Der Audio Verlag, dem wir einen Besuch abstatteten, zusammen mit einer stattlichen Reihe von Auszeichnungen als Interpretinnnen und Interpreten seiner Hörbücher im Empfangsbereich zeigt …
… und gerührt im Anblick der Erinnerung an einen der ganz Großen unter ihnen in der Paris Bar.
Neben vielem anderen durfte natürlich ein Besuch des Kulturkaufhauses Dussmann in der Friedrichstraße ebenfalls nicht fehlen – beeindruckend in seiner Gesamtgestaltung von den räumlich großzügig und im Angebot übersichtlich arrangierten Verkaufsetagen bis hinunter zum Caférestaurant im Souterrain mit seiner Regenwaldfassade …
… und natürlich besondere Freude bewirkend da, wo man gänzlich unverhofft ein Werk, an dem man selbst beteiligt ist, findet: die Hörspiel-Anthologie Bilanz …
… die in der Sammlung der Hörbücher beinah ebenso heraussticht wie – um auf den Anfang des Beitrags zurückzukommen – in Vorbereitung meiner Lesung Ragnar Helgi Ólafssons Gedichtband Denen zum Trost, die sich in ihrer Gegenwart nicht finden können in der Auslage bei Fräulein Schneefeld & Herr Hund.
Gar vieles gäbe es nun noch zu sagen und zu zeigen vom unserem Berlin-Aufenthalt in diesem Monat – vom Besuch des Berliner Doms oder der Glaskuppel des Reichstagsgebäudes, des Holocaust-Denkmals selbstverständlich, der Berliner Philharmonie und so weiter – doch dies würde den eh schon überstrapazierten Rahmen eines Beitrages hier vollends sprengen.
Allein zwei Begebenheiten, die mir besonders lange im Gedächtnis bleiben werden, will ich noch benennen.
Da ist zum einen der Besuch des Lesesaals der Juristischen Fakultät der Humboldt Universität am Bebelplatz, dessen Nutzer aufschauen können zu jenen drei Persönlichkeiten der Geschichte, die schon immer n i c h t vom Wetter gesprochen haben …
… und das stille Gedenken am einem Schacht auf demselben Platz, in dem ein hell ausgeleuchtetes, leeres Bücherregal (1994/1995 gebaut von Micha Ullmann) ebenso schlicht wie eindrucksvoll an die dortige Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 durch Studenten des Nationalsozialistischen Studentenbundes erinnert …
was für ein schöner, feiner, bunter, reichhaltiger beitrag! danke sehr!
Herzlichen Dank!
Das Foto mit der Elster und den beiden Menschen im Hintergrund: klasse!
Herzlich, Lu
Danke, lieber Lu! Aber bist Du Dir mit der Elster sicher? Ich dachte / denke, es ist eine Nebelkrähe… Aber ich kann mich irren! Hier ist der Ornithologe gefragt!
bin zwar keine ornithologin, sieht aber schon sehr nach nebelkrähe aus, meine ich 🙂
Ich hoffe, wir zwei sehen es richtig! Aber Elstern mag ich auch…
ja, ich auch 🙂
Nebelkrähe… ihr habt recht! 😁
Liebe Grüße zur Nacht vom Lu
Schöne festgehaltene (geschriebene und fotografierte) Impressionen
aus Berlin! Danke fürs Teilen.
Diese Sicht freut mich! Herzlichen Dank!
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