In Island erscheinen seine gesammelten Gedichte – Ljóðasafn
Über den Dichter Jón úr Vör und sein Werk, vor allem über sein Hauptwerk, den lyrischen Zyklus Þorpið – Das Dorf, habe ich noch vor kurzem anlässlich seines 100ten Geburtstags zu Anfang dieses Jahres berichtet.
Nicht erwähnt habe ich dabei, dass ich doch wirklich befürchtet hatte, dass die in meinem Bericht erwähnte zweisprachige Ausgabe von Þorpið – Das Dorf, die 2014 hierzulande in der Übersetzung von Sigrún Valbergsdóttir und mir veröffentlicht worden war, mit ihren wenigen Restexemplaren trotz des Jahrestags wohl auch in Island die einzig greifbare Publikation dieses wichtigen Erneuerers der isländischen Dichtkunst bleiben würde.
Die Bókatíðindi – eine Broschüre über die neuen Bücher, die der Verband der isländischen Verleger alljährlich zu Weihnachten, dem auf der Insel wichtigsten Datum für das Verlagsgeschäft und den Buchhandel, herausbringt, hatte jedenfalls trotz etwa 40 vorgestellter neuer Gedichtbände in 2016 (bei ca. 330.000 dort lebender Menschen!) nicht einen neu aufgelegten Titel der Gedichtbände Jón úr Vörs genannt.
Heute nun konnte ich mich ob meines verzagten Denkens mit Fug und Recht einen Dummkopf schelten! Ich hatte offensichtlich vergessen, dass es in Island eine der wichtigsten Lebens- und Arbeitsmaxime ist zu sagen: Þetta reddast! (In etwa: Das wird schon alles werden!) Und danach zu handeln!
Die Post jedenfalls brachte mir heute Morgen – pünktlich zum 21. Januar 2017, dem Geburtstag des Dichters, frisch erschienen im Dimma Verlag in Reykjavík – die gesammelten Gedichte von Jón úr Vör, herausgegeben und mit einem ausführlichen Vorwort versehen vom Verlagsleiter selbst, dem Schriftsteller Aðalsteinn Ásberg Sigurðsson. Es war also alles noch gutgegangen!
Der innen wie außen gediegen aufbereitete Doppelband, in grünem, leinenem Umschlag mit Prägedruck, der auf jedem Rücken der beiden Bände sogar ein Porträts des Dichters zeigt, wird dem ehrenwerten Anlass wirklich gerecht. Auf insgesamt mehr als 700 Seiten bietet die Ausgabe dem Poesiefreund das komplette eigene lyrische Schaffen des Autors sowie – nicht weniger verdienstvoll – seine Übersetzungen, durch die er die isländische Leserschaft mit der Dichtkunst anderer, z. B. Edith Södergrans, bekannt gemacht hat.
Kurzum: ich schätze mich sehr glücklich, diese Ausgabe nun mein Eigen nennen zu dürfen, darin zu blättern, zu lesen und mich vielleicht sogar an der Übersetzung des einen oder anderen weiteren Gedichts zu wagen – und allen Isländerinnen und Isländern rate ich, das vergangene Weihnachtsfest doch schnell noch einmal zu feiern und sich einander diese schöne Edition auf den Gabentisch zu legen.
Sie und der in ihr vorgestellte und gewürdigte Dichter verdienen es allemal!
PS: Natürlich, das soll hier nicht verschwiegen werden, wären Sigrún und ich trotz allem wahrscheinlich auch ein wenig stolz gewesen, wenn denn „unsere“ Ausgabe von Þorpið – Das Dorf ein gewisses Alleinstellungsmerkmal behalten hätte… Der Herausgeber muss dies geahnt haben — und um unsere mögliche Trauer über den Verlust, der sich durch die erneute Veröffentlichung auf den Seiten 117 bis 168 des ersten Bandes der zweibändigen isländischen Ausgabe nun zwangsläufig eingestellt hat, um diese Trauer nicht allzu groß werden zu lassen, hat er den kleinen illustrierten Band aus dem Jahr 2014 in seinem Vorwort ausdrücklich erwähnt! Wir fühlen uns geehrt!
Hat dies auf Nikolaus in H'hausen rebloggt und kommentierte:
Leider gibt es den Queich-Verlag nicht mehr, in dem Jón úr Vörs „Das Dorf“ erschienen ist, nicht mehr existent. Aber bei Amazon ist das Buch noch erhältlich: https://www.amazon.de/dp/3939207217
Herzlichen Dank fürs Weiterreichen, lieber Detlef Wilske! Und ebenso Dank für den Hinweis an die Leserinnen und Leser meines Blogs!