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Schöne Bücher bei fine books © Wolfgang Schiffer

Schöne Bücher bei fine books © Wolfgang Schiffer

Richas Digest, die Kölner Plattform für Kunst, Fotografie, Publikationen und manch anderes, das nicht nur einen Liebhaber des Buchs erfreut, öffnete seine Räume am vergangenen Freitag zum fünften Mal für die ART BOOKS NIGHT OUT, einem „Shopping Event” für Kunst-/Künstler-/Fotobücher und Editionen.

Künstler, Verleger, Händler und Sammler präsentierten in der Engelbertstrasse 51 bis in die Nacht hinein ihr Angebot – von handkopierten Zines / Booklets über Serigrafien, handgefertigte Lyrikbände und seltene Fotobücher bis zu aufwendig produzierten Künstlerbüchern.

Bei einem Glas Wein konnte man mit den vorrangig aus Köln kommenden Ausstellern wie der Edition Fieber, der Parasitenpresse, dem Sprungturm Verlag, dem Salon Verlag, der Buchhandlung fine books und viele andere ins Gespräch kommen und mehr zu den einzelnen Publikationen erfahren.

Boris Becker (r.), Fotograf und Verleger des Sprungturm Verlags, im Gespräch mit Gästen der Präsentation © Wolfgang Schiffer

Boris Becker (r.), Fotograf und Verleger des Sprungturm Verlags, im Gespräch mit Gästen der Präsentation © Wolfgang Schiffer

Leider konnte ich nicht allzu lange in den Auslagen auf den Ausstellungstischen stöbern, und ein umfangreicheres Einlesen war mir aus zeitlichen Gründen erst recht verwehrt – doch ganz ohne einen kleinen Zukauf konnte ich die Ausstellung dann auch wieder nicht verlassen.

Drei Gedichtbände waren es, die ich schnell nach Hause trug. Ich werde sie bis auf weiteres hier nicht mit der ihnen gebührenden Sorgfalt vorstellen können – nachdem ich sie in den seither zwei Nächten jedoch bereits gelesen habe, will ich zumindest jeweils ein Gedicht daraus zitieren.

Kasnitz 2Glückliche Niederlagen, heißt der erste Band, er ist in Leinen gebunden und frisch erschienen im Sprungturm Verlag des Fotografen Boris Becker.Geschrieben hat die Gedichte Adrian Kasnitz. Er wurde 1974 an der Ostsee geboren, wuchs im westfälischen Bergen auf, jetzt lebt er als Schriftsteller und Herausgeber in Köln. Erschienen sind von ihm bereits mehrere Gedichtbände, unter anderem Schrumpfende Städte (2011), Sag Bonjour aus Prinzip (2013; seit 2015 führt der darüber hinaus ein Kalendarium, ein Langzeit-Gedicht mit Gedichten für jeden Tag. Hier nun ein Beispiel aus Glückliche Niederlagen. Ein Liebesgedicht womöglich?

Fenster und Wolken

Der Blick geht zu den Wolken, wenn dein bevorzugtes Nachthemd
im Fenster erscheint. Du streifst es ab wie ein lästiges Wetter.
Hinter die ein Ausschnitt, fremde Stadt und Nachbarn, die spähen hinein.
Als Wolke lege ich mich zu dir, bevorzugtest Gleiten an deinen Rand
den Mädchenrand, der nun durch ein weiteres Fenster schimmert.
Dahinter liege ich als Wolke zu Boden, als stürmende Wolke
die mit lästigen Wettern ausgiebig kämpft und wartet, wartet
auf ein weiteres Fenster, aus dem sie alldem entflieht.

danne-kleenDer Autor des zweiten Gedichtbandes, den ich auf der ART BOOKS NIGHT OUT erworben habe, ist Christoph Danne. Er ist nicht nur selber Lyriker, sondern unter anderem auch Initiator und Veranstalter der literarischen Lesereihe gegenlichtlesen, die seit 2010 stattfindet. Außerdem organisiert er seit 2012 den Lyrikabend hellopoetry!. Beide Veranstaltungen finden halbjährlich in Köln statt.

Christoph Danne wurde 1976 in Bonn geboren, studierte Literatur- und Sprachwissenschaft in Berlin und Salamanca und lebt jetzt in Köln. Es erschienen von ihm unter anderem 2011 der Gedichtband Finderlohn, 2014 der von mir erworbene Handdruck das halten der asche in der Lyrikreihe 030 der Parasitenpresse (deren Verleger im Übrigen der Schriftsteller Adrian Kasnitz ist…) und 2015 im hier in den „Wortspielen“ gelegentlich bereits erwähnten Elif Verlag der Band Shooting Stars.

Aktuell steht Christoph Danne auf der Shortlist zum Lyrikpreis München.

Hier nun das Titelgedicht des Bandes das halten der asche, der derzeit in der 2. Auflage vorliegt.

DAS HALTEN DER ASCHE

der schattenwurf einer mauer
in der medina von tunis
ein mann röstet irgendwas
wie sein vater schon
pistazien oder mandeln
auf offener glut
und sein sohn
mit bärtchenflaum und
im trikot von real madrid
betrachtet seine staubhände
beim halten der asche

glaz-serup-feld-coveransichtDer letzte Band, aus dem ich hier heute einen, nein zwei Texte vorstellen will, Das Feld, ist ebenfalls aus dem Verlag von Adrian Kasnitz, der Parasitenpresse.
Sein Autor ist der Däne Martin Glaz Serup, geboren 1978 in Kopenhagen, wo er auch lebt und als Autor von Kinderbüchern, Lyrik und Essays arbeitet. Für sein literarisches und literaturwissenschaftliches Werk wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, das Langgedicht Das Feld erschien bereits in mehreren Übersetzungen. Die Übertragung ins Deutsche der stets das Wort Feld, zumeist sogar als Subjekt der Aussage beinhaltenden poetischen Prosastücke, die sich nach und nach zu einem einzigen Gedicht fügen, ist von Ursel Allenstein. Lesen Sie / lest Ihr hier nun zunächst den Beginn des Langgedichts, eine einleitende Erläuterung sozusagen, und danach eine spätere Textstelle.

Dies ist ein Naturgedicht, das auch von anderem handelt als der Natur, denn es gibt ja anderes, drei kalte Treibhäuser, deren feuchte Industrie, gelb im Nebel über dem Feld. Kann es einem so gehen wie dem Feld, wie kann man sich identifizieren mit ihm, einem solchen Ort, einem gepflügten Feld, einem seltsam offenen Raum, einem Körper ohne Organe.

Das Feld interessiert sich nicht groß für die Natur, Naturliebhaber ist nicht das erste Wort, an das man denkt, wenn man an das Feld denkt, es interessiert sich nicht für Tiere oder Bäume oder Blumen oder was auch immer Naturliebhaber an der Natur interessiert. Sein schönstes Naturerlebnis hatte das Feld auf einer Tierschau in Roskilde; dort durfte es in einem kleinen Flugzeug mitfliegen, sie saßen zu viert darin, es war sehr intim, und von oben ist die Natur schön anzusehen, das Flugzeug war rot.

Übrigens: gestern, am Samstag, hatte die ART BOOKS NIGHT OUT noch einmal geöffnet – quasi als ART BOOKS DAY OUT – ab 14:00 Uhr. Ich bin nicht noch einmal hingegangen – zu groß war meine Sorge, für den Rest des Monats ohne Taschengeld dazustehen!

Herzlichen Dank fürs Lesen!

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Über Wolfgang Schiffer

Literatur (und alles, was ihr nahe ist) ist m. E. eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Also zehre ich von ihr und versuche, sie zugleich zu nähren: als Autor, als Übersetzer, als Vermittler und nicht zuletzt als Hörer und Leser.
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