Angekündigt und nun erschienen: meine Rezension zu Jiři Ortens Elegien
Es war in meinem ersten Beitrag zu dem tschechischen Dichter Jiří Orten im August dieses Jahres, in dem ich davon sprach, dass die Netz-Literaturzeitschrift kalmenzone mich gebeten habe, die 2011 im Arco Verlag erschienene zweisprachige Ausgabe seiner Elegien zu besprechen – diese Anfrage hatte damals eine große Neugier auf diesen 1941 unter tragischen Umständen ums Leben gekommenen Dichter in mir geweckt, die mich und meine Frau nicht zuletzt sogar zu seiner Geburtsstadt, der Weltkulturerbe-Stadt Kutná Hora führte…Seit einigen Tagen nun ist die aktuelle Ausgabe der kalmenzone online – und in ihr meine Rezension, als Auftakt geradezu für die in der Summe äußerst lesenswerten Beiträge zu dem Themenschwerpunkt dieser 8. Ausgabe: Elegien, u. a. mit einer Betrachtung von Norbert Rath zu Georg Trakl (Trakls Grodek – Die verweigerte Sinngebung) und einem Essay des Herausgebers der kalmenzone selbst, Cornelius van Alsum, über Alban Nikolai Herbsts Bamberger Elegien: Paranäse, sechsfüßig.
In meiner Besprechung der von Peter Demetz herausgegebenen und auch ins Deutsche übertragenen zweisprachigen Fassung der Ortenschen Elegien heißt es an einer Stelle:
Leben und Tod, das sind die Gegenpole, zwischen denen sich die neun Elegien entfalten. Dabei verweist eine jede auf den Zweifel am Leben, zeugt eindeutig von der Dominanz des Todes. Die angstvolle Bitternis, die sich hierin zeigt, ist jedoch nicht nur Ausdruck einer allgemeinen Verzweiflung am seinerzeitigen Dämmerzustand der Welt, vielmehr, so belegen es auch Tagebuch-Einträge, weiß der Dichter nur zu gut um die Gefahr für Leib und Leben in seinem von den Nationalsozialisten besetzten Heimatland, ein Land, das er, anders diesmal als sein älterer Bruder, der noch vor den für Juden erlassenen Reiseverboten nach England flieht, nicht verlassen kann, weil dessen Sprache, das Tschechische, seine eigentliche Heimat ist.
Dies gibt sich zu erkennen, wenn man über den aussagestarken Inhalt der Elegien hinaus den Blick auf die poetischen Mittel wirft, mit denen dessen Intensität und lyrische Strahlkraft erreicht werden. Freilich kann eine Übertragung in eine andere Sprache diese Mittel nur bedingt wiedergeben, hat man aber (wie in meinem Fall dank einer tschechischen Gattin) die Möglichkeit, sich zumindest ein wenig auch in die tschechischen Fassungen einzulesen, so erschließt sich einem schon eher die hohe Kunstfertigkeit, mit der Jiří Orten seine neun Elegien gestaltet hat.
Was dem zitierten Ausschnitt vorausgeht – zum Dichter, zu seinem Leben, seinem Werk und seinem tragischen Tod – und welche Folgerungen ich aus dem Zitierten ableite, all dies ist bei Interesse nun hier in Heft 8 der kalmenzone nachzulesen, ab Seite 29. Aber bitte, die 28 Seiten davor und die 36 folgenden sollten dabei nicht überlesen werden!
Großartiger Hinweis, habe sofort begonnen, darin zu stöbern und musste mich „mit Macht“ losreißen … Vielen Dank schon jetzt!
Freut mich! Und Dank zurück, fürs schöne Anmerken!
…“Wohin flüchtest du, mein Fluss, wenn deine Ufer plötzlich sich ins Meer verlaufen?“…Seit Monaten schon liegen die „Elegien“ auf meinem Lebenstisch, nicht auszudenken, daß ich ihm nie begegnet wäre, diesem Jiri Orten! Ich danke Dir von Herzen! Liebe Grüsse
Ich danke! Solch schöne Rückmeldungen tragen doch maßgeblich dazu bei, das, was man tut, nicht als ganz sinnlos zu erachten… Liebe Grüße, Wolfgang