Post Buchmesse Frankfurt

Ein Bilderbuch…

Erste Orientierung in der Eingangshalle der Frankfurter Messe…

Erste Orientierung in der Eingangshalle der Frankfurter Messe…

Mit diesem und dem nächsten Beitrag will ich wieder einmal versuchen, eine kleine Bildergeschichte zu erzählen. Die heutige, längst überfällig, erzählt von meinem Besuch der diesjährigen Frankfurter Buchmesse – die folgende wird einmal mehr in Prag angesiedelt sein, wohin ich unmittelbar im Anschluss zusammen mit meiner Frau aufgebrochen bin…

Die Reise nach Prag war es auch, die mich diesmal sogar nur einen Tag auf der Messe sein ließ. Um diesen nun wenigstens voll ausschöpfen zu können, hatte ich eine frühe ICE-Verbindung genommen; auch die Straßenbahn Nr. 17 zur Messe hin ließ nicht lange auf sich warten – warten hieß es dann allerdings im Eingangsbereich der Messe selbst, denn anders als Aussteller, die die Hallen bereits ab 8:00 Uhr betreten dürfen, ist Journalisten der Zutritt bekanntermaßen erst ab 8:30 Uhr gestattet…

Warten auf Einlass…

Warten auf Einlass…

Die Aussteller schienen an diesem Tag jedoch wenig Gebrauch gemacht zu haben von ihrem „Privileg“, denn als ich schließlich in einer der Hallen – ich meine mich zu erinnern, dass es die 3.1 gewesen ist – angekommen war, bot sich mir ein Bild recht leerer, unbesetzter Stände, in denen dafür der Kern der Messe, Bücher, Hörbücher usw., umso klarer zur Geltung kam…

Frankfurter Buchmesse 2015
Frankfurter Buchmesse
Frankfurter Buchmesse 2015

Überwiegend leere Gänge und Stände…

Überwiegend leere Gänge und Stände…

Wie man am letzten Foto sehen kann, war das Bild in der Halle 4.1, in der vor allem auch die unabhängigen Verlage ihre Publikationen präsentieren (ihnen gilt seit jeher mein besonderes Interesse…) zunächst kaum anders – auch das Fachpublikum schien an diesem Donnerstag noch auf sich warten zu lassen – erst relativ spät füllten sich nach meinem Empfinden die Gänge und Stände und die so quirlige Art von Familientreffen, als welche ich die Buchmesse stets sehe, nahm Fahrt auf…

Im Zentrum der Mare Verlags: „Traumschiff“ von Alban Nikolai Herbst…

Im Zentrum der Mare Verlags: „Traumschiff“ von Alban Nikolai Herbst…

Der Lilienfeld Verlag und sein erstes Hörbuch: „Die gebrannte Performance“…

Der Lilienfeld Verlag und sein erstes Hörbuch: „Die gebrannte Performance“…

Neuerscheinungen bei Guggolz…

Neuerscheinungen bei Guggolz…

Vorbildlich: der Weidle Verlag nimmt auch Titel der Backlist zur Messe mit…

Vorbildlich: der Weidle Verlag nimmt auch Titel der Backlist zur Messe mit…

Der Verlag Klöpfer & Meyer: ausgezeichnet mit dem Baden-Württembergischen Landespreis für literarische Verlage und gleich „Sex mit Hermann Hesse“…

Der Verlag Klöpfer & Meyer: ausgezeichnet mit dem Baden-Württembergischen Landespreis für literarische Verlage und gleich „Sex mit Hermann Hesse“…

Im Stand der Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik „die horen“ überzeugen (neben allen Inhalten) die von Friedrich Forssman gestalteten Cover ebenso wie der Herausgeber Jürgen Krätzer…

Im Stand der Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik „die horen“ überzeugen (neben allen Inhalten) die von Friedrich Forssman gestalteten Cover ebenso wie der Herausgeber Jürgen Krätzer…

Der Buchkunstverlag Kleinheinrich: wie immer einer der schönsten Stände und viele mir vertraute Namen…

Der Buchkunstverlag Kleinheinrich: wie immer einer der schönsten Stände und viele mir vertraute Namen…

Die Unabhängigen in den Reihen E, F, G der Halle 4.1 in Feierlaune! Nicht nur bei Kunstmann, auch bei allen anderen, sogar beim Verbrecher Verlag, herrschte ausgelassen friedliche Stimmung!

Die Unabhängigen in den Reihen E, F, G der Halle 4.1 in Feierlaune! Nicht nur bei Kunstmann, auch bei allen anderen, sogar beim Verbrecher Verlag, herrschte ausgelassen friedliche Stimmung!

Frankfurter Buchmesse 2015

Nicht familiär, aber doch sehr wohl habe ich mich im Pavillon des diesjährigen Ehrengastes Indonesien gefühlt. Ich bin sicherlich nicht der Einzige, der, kaum dass das Gastland benannt war, zugeben musste, kaum etwas über seine Literatur zu wissen. Umso mehr weiß ich es jetzt zu schätzen, dass mit ihr und der Aufmerksamkeit, die das 17.000-Insel-Land durch sie in unseren Medien erfahren hat, auch die bewegte Geschichte Indonesiens wieder ins Bewusstsein gehoben wurde.

So großartige Bücher wie Pulang (Heimkehr nach Jakarta) von Leila S. Chudori, der aktuell im Weidle Verlag erschienene Roman, der in den Jahren von 1965 bis in die Mitte der neunziger spielt und die Schreckensherrschaft Suhartos und das Leben im Exil thematisiert, oder Hella S. Haasses Roman Das indonesische Geheimnis aus dem Transit Verlag über die frühere Kolonialzeit als Niederländisch-Indien und den wachsenden Widerstand der Einheimischen gegen das harte Regime der Niederländer verfestigen die aufgefrischte Erinnerung an die politische Historie und das Leid, das die Indonesier in noch nicht so weit zurückliegender Vergangenheit erfahren mussten.

Leila S. Chudori Umschlag_Haase_neu.indd

Denkt man an diese Geschichte (von der sich aktuell durch das weltweit Proteste auslösende Verbot geplanter Diskussionen und Filme zu den Massakern in 1965/1966 auf dem jährlichen UBUD-Literaturfestival in Jakarta zeigt, dass eine offene Auseinandersetzung mit ihr selbst heute noch durch staatliche Zensur behindert, wenn nicht gar verunmöglicht wird …), so nehmen einen umso mehr die Wärme und der natürliche Charme gefangen, die der Pavillon dieses Landes ausstrahlen und eine unaufdringliche Herzlichkeit vermitteln, die ebenso intensiv zu sein scheint wie die realen Aromen der verschiedenen Gewürze und Mischungen, mit denen das Gastland den Besucher überrascht.

Schiffe mit Gewürzen…

Schiffe mit Gewürzen…

...setzen zum Zuhören über…

…setzen zum Zuhören über…

…führen zu den Regalen mit Büchern…

…führen zu den Regalen mit Büchern…

… und Büchern aus Licht…

… und Büchern aus Licht…

Natürlich habe ich einen Großteil meiner Zeit auch bei den internationalen Ausstellern in der Halle 5 verbracht, insbesondere bei und mit den verschiedenen Verlegern aus Island, die hier, „angeführt“ von Benedikt Kristjánsson, dem Direktor des Isländischen Verlegerverbands, auf einem gemeinsamen Stand präsent waren.

Hatte ich zuvor schon mit Jürgen Krätzer von den horen den für diese Zeitschrift obligatorischen und exzellenten Grappa getrunken, so floss nun ein wenig Brennivín durch trockene Kehlen – kurzum – Atmosphäre und Menschen waren mir sofort wieder so vertraut, dass ich sogar vergaß, eine ausreichende Anzahl an Fotos zu machen, die meine Anwesenheit dort belegen könnten… Doch ich bin sicher, man glaubt mir auch, wenn hier in diesem Messe-„Streifzug“ nur ein einziges Foto zu sehen ist!

Islands fliegende Bücher!

Islands fliegende Bücher!

Viel umfangreicher hingegen ist meine sichtbare „Ausbeute“ vom Ausstellungsareal der tschechischen Buchverlage geraten – die abschließenden Fotos können dies unschwer belegen.

Der tschechische Gemeinschaftsstand…

Der tschechische Gemeinschaftsstand…

…mit einigen der dort präsentieren Bücher…

…mit einigen der dort präsentieren Bücher…

… dem Verweis auf Buchmesse und Literaturfestival 2016 in Prag…

… dem Verweis auf Buchmesse und Literaturfestival 2016 in Prag…

… und vielen interessierten Besuchern.

… und vielen interessierten Besuchern.

Aufmerksam geworden bin ich hier auch auf den Debüt-Band einer jungen tschechischen Lyrikerin namens Alžběta Michalová: Zřetelně nevyprávíš / Du erzählst nicht deutlich.

Inzwischen habe ich mir in Prag diesen kleinen Gedichtband gekauft, wohl nicht zuletzt auch deshalb, weil die Autorin mit ihm für den Jiří Orten Preis nominiert war.

Diesem Dichter, über den ich verschiedentlich schon berichtet habe, wird im Kern meine nächste Bildergeschichte gewidmet sein.

Teilansicht vom Grabstein Jiří Ortens auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Prag. Alle Fotos: Wolfgang Schiffer

Teilansicht vom Grabstein Jiří Ortens auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Prag. Alle Fotos: Wolfgang Schiffer

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Über Wolfgang Schiffer

Literatur (und alles, was ihr nahe ist) ist m. E. eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Also zehre ich von ihr und versuche, sie zugleich zu nähren: als Autor, als Übersetzer, als Vermittler und nicht zuletzt als Hörer und Leser.
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20 Antworten zu Post Buchmesse Frankfurt

  1. wildgans schreibt:

    Besten Dank für den Rundgang! Klasse Kleinheinrich! Und alles eben!
    Hier ein Anschautipp über das nächste Vorhaben:
    http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/wunderschoen/videopragwirkoennenauchanders102_tag-25102015.html

    • schifferw schreibt:

      Danke! Das Video schaue ich mir natürlich an – zweifellos kenne ich da an der Moldau ja doch noch nicht alles!

      • wildgans schreibt:

        Im Video gibt es eine Sequenz mit dem Läuten der Glocke im Dom, das rührte mich zu Tränen, so wunderbar! Und dieses Restaurant, bisschen wie Kantine – und und….auf jeden Fall interessant!

  2. suzy schreibt:

    Danke für die „Mitnahme“ zur Buchmesse! Sehr interessant!

    • schifferw schreibt:

      Danke – und gern geschehen! Nur schnuppert man hier natürlich nichts von dem Papier und der Druckerschwärze! Na ja, auch der Messe eigentlich auch nicht mehr so dolle…

  3. juttareichelt schreibt:

    Toller Rundgang – vielen Dank für die Fotos und vielen Informationen!

  4. J. Kienbaum schreibt:

    Und wieder haben wir uns verpasst, keine Schnittpunkte bei unseren Messekreisen.
    Das muss sich ändern; spätestens in Leipzig. lg_jochen

    • schifferw schreibt:

      Unbedingt! In Leipzig werde ich definitiv auch länger sein! Das Zimmer jedenfalls ist bereits von Donnerstag bis Sonntag gebucht! Gute Grüße, Wolfgang

  5. almathun schreibt:

    Schöner Rundgang, danke. Endlich die Buchmesse entspannt genießen! Am Sonntag, als ich dort war, fühlte ich mich wie in einem Fußballstadion. Halle 4.1 fand ich auch am interessantesten und habe mich dort am längsten aufgehalten.

    • schifferw schreibt:

      Danke für die Rückmeldung! Und ja – Samstag oder Sonntag ist schwierig, da braucht es ganz besondere physische Qualitäten wie Stoßen, Schieben undsoweiter… Hab sogar schon mal Boxen gesehen! Schön daran ist nur, dass sich dabei so viele Menschen ums Buch drängeln… Gute Grüße, Wolfgang

  6. Schön, diese Zusammenfassung des prallfestlichen Buchereignisses! Ach ja, dieses herrliche Konzentrat von mehr und weniger kunstvoll gesetzten Worten…

  7. Silvia schreibt:

    Diese Bücherleuchten „in Indonesien“ haben mir auch so gut gefallen. Mir ist es leider nicht gelungen so ein schönes Fotos von ihnen zu machen. So ein möchte ich hier zuhause auch haben!

  8. Buchlieberin schreibt:

    Oh wie schön! Danke.

  9. Pingback: Prag im Oktober | Wortspiele: Ein literarischer Blog

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