Vom Bárðabunga an den Niederrhein

Ein kurzer Nachtrag zum Rolf-Dieter-Brinkmann Stipendium der Stadt Köln…

Lavaglut über niederrheinischem See  © Wolfgang Schiffer

Lavaglut über niederrheinischem See
© Wolfgang Schiffer

Es kommt sicherlich nicht häufig vor, dass sich ein Schriftsteller, über den man in seinem Blog einen Beitrag verfasst hat, bei einem bedankt – und das sogar nicht etwa dafür, was man über ihn und seine Arbeit geschrieben hat, sondern für Dinge, die jenseits der Blog-Tätigkeit dem eigenen kreativen Tun zuzurechnen sind…

Nun, mir ist es so ergangen!

Vor einigen Tagen habe ich ein wenig über Sebastian Polmans und die feierliche Übergabe des Rolf-Dieter-Brinkmann Literaturstipendiums an ihn geschrieben. Musste ich in meinem Beitrag gestehen, dass ich den Autor, wiewohl wir beide unsere Wurzeln am Niederrhein haben, bis zu jenem Abend nicht gekannt hatte, so schrieb er mir wenige Tage später – mich wahrlich beschämend – dass er als jemand, der die Musik und Literatur aus Island sehr möge, schon herausgefunden habe, wer ich sei, und auch ein wenig meiner Arbeit kennen würde.

Für diese Arbeit, so schrieb er weiter, wolle er sich bedanken – und er tat dies mit einem kleinen, handbemalten Blatt Papier und einem signierten Text darauf, der ihm, so Sebastian Polmans in dem beiliegenden Anschreiben weiter, gerade eingefallen sei…

Post von Sebastian Polmans

Post von Sebastian Polmans

Mit seiner Erlaubnis darf ich diesen Text hier veröffentlichen. Allerdings darf ich ihn, da er ein Dankeschön, also ein Geschenk an mich ist, ja nicht bewerten – aber die Leserinnen und Leser meiner „Wortspiele“ dürfen dies natürlich schon. Und käme man dabei zu dem Ergebnis, dass es schon ein kleines literarisches Vergnügen bereitet, wie hier ein isländischer Vulkan, der seit dem August letzten Jahres für viele Wochen und Monate Lava und giftige Gase ausgespien hat, auf geradezu kosmische Weise ins Bild des eher geruhsamen Niederrheins gerät, so würde ich dem nicht widersprechen…

Eines Tages, als kleiner Mensch, schlürfte ich einen Verbund von Seen mit dem Löffel. Ich schluckte das Wasser bis auf den Grund, ohne dass irgendwas vertrocknet wäre. Niederrheinische Weiden kitzelten mir die Füße und halfen mir so auf die Beine. Ich lernte spazieren zu gehen. Martinsgänse in einer Kule neben dem See brachten mir auf meiner ersten Runde die Poesie aller Tage näher. Ich erinnere meinen ersten Satz, der eine Frage enthielt, nämlich wie weit es sei vom Bárðabunga bis zum Springkraut am Ufer niederrheinischer Seen. Ein Papierschiffchen segelte währenddessen auf dem Wasser. Sein Spiegelbild war die Antwort und ich wusste, niemals bräuchte hier irgendwer verhungern…

Danke, lieber Sebastian Polmans!

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Über Wolfgang Schiffer

Literatur (und alles, was ihr nahe ist) ist m. E. eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Also zehre ich von ihr und versuche, sie zugleich zu nähren: als Autor, als Übersetzer, als Vermittler und nicht zuletzt als Hörer und Leser.
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8 Antworten zu Vom Bárðabunga an den Niederrhein

  1. versspielerin schreibt:

    oh, ist das schön.
    sowohl die begebenheit, oder sollte ich lieber „begegnung“ sagen, als auch der text von sebastian polmans. eine perle!
    herzliche grüße
    diana (die den niederrhein auch ein klein wenig kennt)

    • schifferw schreibt:

      Danke, liebe Diana! Ja, ich bin ebenfalls sehr angetan – von der schönen Geste und dem Text! Gute Grüße, Wolfgang

  2. Schröersche schreibt:

    Der Stoff für Grimms findet sich eben nicht nur im Hessischen, wie’s mir hier so scheint. Märchenhaft schön, diese kleine Prosa (und natürlich das Photo auch). Gruß ans Land zwischen Rhein und Maas (- und anne Niers – Nieaaas ausgesprochen).

  3. Constanze Matthes schreibt:

    Das ist eine schöne Würdigung! Solche Erlebnisse sind etwas ganz Besonderes im Blogger-Leben.

  4. wolkenbeobachterin schreibt:

    das ist ja eine schöne würdigung. ich freue mich mit dir.
    der niederrhein ist eine sehr schöne ecke. liebe grüße dorthin.

    • schifferw schreibt:

      Ja, so habe ich es auch empfunden! Und die Grüße werden gerne überbracht! Gute Grüße, Wolfgang

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