Meine Reise durch die isländische Poesie
Nun ja, ich habe daraufhin nachgeschaut: meine letzte Station auf dieser Reise liegt tatsächlich bereits einige Wochen zurück!
Das will ich heute rasch ändern, und weil das Wetter draußen gerade so miserabel ist, hoffe ich, es dabei mit einem kleinen Gedicht über Vögel, die auf Ähnliches warten wie ich, in unser aller Sinne beeinflussen zu können.
Das Gedicht ist wieder einmal von Snorri Hjartarson, den ich bereits einige Male in meinen „Wortspielen“ vorgestellt habe; für alle, die hier zum ersten Mal von ihm hören, erlaube ich mir, aus einem früheren Beitrag ein paar Angaben zu ihm einzufügen.
Snorri Hjartarson (1906 – 1986) studierte zunächst Kunst in Kopenhagen und Oslo, erkannte aber wohl bald, dass seine eigentliche Begabung in der Literatur lag. Noch in Oslo erschien ein Roman von ihm in norwegischer Sprache, ein Künstlerroman, der durchaus autobiographische Merkmale trägt. Zurück in Island dauerte es allerdings einige Jahre, bis er 1944 einen ersten Gedichtband mit dem schlichten Titel Kvæði / Gedichte publizierte; mit Á Gnitaheiði / Auf der Gnitaheide (1952), Lauf og stjörnur / Laub und Sterne (1966) sowie Hauströkkrið yfer mér / Herbstdunkel über mir (1979) folgten ihm drei weitere Sammlungen. Für die letzte wurde er mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet.
In Deutschland bekannt gemacht hat den Dichter nach ersten vereinzelten Veröffentlichungen in der Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik die horen vor allem 1997 der Verlag Kleinheinrich mit dem von Franz Gíslason und mir übersetzten Auswahlband Snorri Hjartarson – Brunnin flýgur álft / Brennend fliegt ein Schwan.
Und jetzt das Gedicht.
Fuglar
Á hverrir grein eru fuglar
stjarneygir í dökku laufinu
fægja fjaðrirnar hljóðir
og gá til loftsbíða þess að meistarinn
birtist og lyfti
sólsprotanum hvítaoft bíða þeir lengi
og stundum því miður til lítilsfuglarnir í trjánum.
Vögel
Auf jedem Zweig sitzen Vögel
sternäugig im dunklen Laub
putzen schweigsam die Federn
und gucken in die Luftwarten dass der Meister
erscheint und das weiße
Sonnenstöckchen hebtoft warten sie lange
und manchmal leider vergebensdie Vögel in den Bäumen.
Zum Abschluss nun noch drei weitere Eindrücke von der Insel aus Feuer und Eis, die ich von meinen Reisen dorthin mitgebracht habe.
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Lieber Wolfgang,
schön, mal wieder einen solchen Text von Dir zu lesen. Für mich immer eine Entführung in sehr fremde Welten.
Das Gedicht gefällt mir heute besonders -fast finde ich, klingt es, wie ein verlängertes Haiku.
Liebe Grüße
Kai
Lieber Kai, hab´ herzlichen Dank für´s schöne Aufmerken! Und Dir weiterhin nur Gutes wünscht mit lieben Grüßen Wolfgang.
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