Eintauchen in lichthelle Düsternis

Zu Peter Ettls literarischen und fotografischen Begegnungen mit Island…

Bücher, wartend auf weitere Zuwendung... © Wolfgang Schiffer

Bücher, wartend auf weitere Zuwendung… © Wolfgang Schiffer

Zu den vielen Büchern, die auf einer seitlichen Ablage meinen Schreibtisch flankieren, zählen nicht nur Titel, die ich überhaupt längst hätte besprechen wollen, sondern auch so manche isländischer Provenienz oder zumindest mit einem Bezug zu dieser Insel – diese hätte ich bereits allein schon wegen meiner selbstauferlegten Chronistenpflicht vorstellen „müssen“ – doch wie so oft kommt es anders, als man denkt…

EintauchenSo nehmen mir auch jetzt noch einige termingebundene Artikel und wieder einmal eine Radioarbeit ein wenig der Zeit (und auch der Konzentration), die ich gerne für meine „Rauchzeichen“ hier aufwenden würde; heute allerdings ist mir, als würden sie mir eine kurze Unterbrechung gestatten, die ich gerne nutze, um auf einen Literatur-Foto-Band des Schriftstellers Peter Ettl hinzuweisen, den dieser als Ergebnis einer zusammen mit seiner Gattin unternommenen Islandreise im Jahr 2014 im Verlag Silver Horse Edition veröffentlicht hat: Eintauchen in lichthelle Düsternis.

Im ersten Teil seiner Begegnungen mit Island verwebt der Autor Gedichte und Prosaminiaturen mit beeindruckenden Fotos zu einer geradezu poesie-geladenen Darstellung der Insel, die so einmal mehr ihre (dem inzwischen eingesetzten Massentourismus zum Trotz) mystische Strahlkraft unter Beweis stellt.

Doppelseite aus dem vorgestellten Buch

Doppelseite aus dem vorgestellten Buch

In/Aus Deinem Schoß gelesen

die geschwollenen flüsse
gierig aufs meer
wenn die gletscher weinen
das zarthellblau der kälte
die köpfe der seehunde sekundenlang
das gezetere der vögel
plusterbunt
die spalten der erde
lavantisch gefiedert
end
los

Prosaischer, doch nicht minder fesselnd geht es dann im folgenden Reisetagebuch Mit Lavahand und Vogelfeder zu, das die an Abstechern reiche Umrundung der Insel in einem Wohnmobil schildert: im Uhrzeigersinn über Geysir und Þingvallavatn zur Halbinsel Snæfellsnes und weiter in den Norden nach Akureyri, den Wasserfällen Goðafoss, Dettifoss und Selfoss, nach Husavík und über Straßen und Schotterpisten entlang der Ostküste über Höfn in den Süden zur Gletscherlagune Jökulsárlon und zum Vogelschutzgebiet Dyrhólæy mit seinen wundersamen Papageientauchern und so weiter und so fort…

Eine weitere Doppelseite aus dem vorgestellten Buch

Eine weitere Doppelseite aus dem vorgestellten Buch

Auch hier komplettieren faszinierende Fotografien den sehr persönlichen Bericht, die der Reisende – zusätzlich zu den vielen visuellen Eindrücken – für sich noch durch die Lektüre einschlägiger Literatur unter der abendlichen Leselampe ergänzt. Ganz oben steht dabei natürlich der isländische Literaturnobelpreis-Träger Halldór Laxness – zu meiner großen Freude jedoch scheint in dem weniger als hundert Seelen zählenden Dorf Bakkafjörður im äußeren Nordosten der Insel das Licht u. a. auch auf eine von mir mit-herausgegebene Anthologie isländischer Lyrik: Ich hörte die Farbe Blau.

Eintauchen in lichthelle Düsternis: Peter Ettls literarische und fotografische Begegnungen mit Island sind vom Umfang her ein eher kleines Buch, doch es ist von großer, verführerischer Wirkung. In so manchem, der bereits einmal in Island war, dürfte es sofort die Sehnsucht nach einem erneuten Aufbruch wecken – und an alle, die die Insel noch nicht kennen, richtet es den eindeutigen Appell, einen solchen Aufbruch baldmöglichst zu wagen.

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Über Wolfgang Schiffer

Literatur (und alles, was ihr nahe ist) ist m. E. eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Also zehre ich von ihr und versuche, sie zugleich zu nähren: als Autor, als Übersetzer, als Vermittler und nicht zuletzt als Hörer und Leser.
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2 Antworten zu Eintauchen in lichthelle Düsternis

  1. Sigrún Valbergsdóttir schreibt:

    Danke, lieber Wolfgang. Wirklich stimmungsvoll, Text und Bilder. Werde ich mir merken und meinen Mitreisenden empfehlen.

    • schifferw schreibt:

      Ich danke Dir, liebe Sigrún! Peter Ettl und den Verlag wird es sicherlich freuen!

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