… und Blättern und Schauen schaden ebenfalls nicht!
Freude, ja, viele wissen es bereits, sie machen mir immer wieder Freude, diese fadengehefteten Broschuren aus dem Berliner Aphaia Verlag, denen so bescheiden der Name Mitlesebuch gegeben ist.
Fünf neue Exemplare meines Abonnements hat die Post mir gestern nun wieder gebracht – die Nummerierung sucht sich diesmal Zahlen zwischen 107 und 128 (dass sie charmanter Weise eine verlässliche Chronologie nicht kennt, daran habe ich mich längst gewöhnt…), und alle tragen sie die Nummer 8 der auf 50 Ex. begrenzten Auflage.
Selbstverständlich sind die jeweils 26 Seiten nicht nur original-signiert von der jeweiligen Autorin, dem jeweiligen Autor – sie überraschen stets auch mit näher oder entfernter korrespondierenden Illustrationen.
So sind den lyrischen Blocksatz-Nachrichten und -Befindlichkeitsmeldungen der Schriftstellerin Friederike Frei etwa Grafiken der in Polen geborenen Künstlerin Judith Gaida beigestellt – die Text-Motive des Berliner Poeten und Schriftstellers Martin Janikowski werden von der Illustratorin Wienke Treblin aufgegriffen und zeichnerisch weitergedacht.

Aus „Mitlesebuch 126“, Friederike Frei, Grafik: Judith Gaida

Aus „Mitlesebuch 108“, Martin Jankowski, Zeichnungen: Wienke Treblin
Ebenso verfährt die bekannte Malerin und Zeichnerin
Claudine Goux mit den Gedichten von
Christiane Freund, einer Autorin, die sich neben ihrem eigenen Schaffen vor allem der Herausgabe des lyrischen Werks von
Odile Caradec widmet, zu der sie eigens den
Odile Verlag gegründet hat.

Aus „Mitlesebuch 107“, Christiane Freund, Zeichnungen, Grafik: Claudine Goux
Fein fließend wie die Gedichte der Lyrikerin und Erzählerin
Ursula Kramm-Konowalow sind die Zeichnungen des in Hamburg geborenen
Harms Cyrill Bellin – vergehend sind sie beinah, vergleicht man ihren Strich mit der ebenfalls äußerst präzise geführten Nadel in den Radierungen eines
Christophe Carbenay, der die Gedichte und Erzählungen des Globetrotters und Radiomannes
Peter Kiefer ergänzt.

Aus „Mitlesebuch 113“, Ursula Kramm-Konowalow, Zeichnungen, Grafik: Harms Cyrill Bellin

Aus „Mitlesebuch 128“, Peter Kiefer, Radierungen: Christophe Carbenay
Friederike Frei nennt ihre Texte selbst Kolumnengedichte und wehrt sich damit vehement gegen den Flattersatz. Der letzte Text ihres
Mitlesebuchs aber kommt ohne ihn wohl doch nicht aus – da wundert man sich aufs Schönste, obwohl es laut der Dichterin doch gar
keine Wunder gibt…
Es gibt keine Wunder,
wirklich
nicht.
Du wirst nicht geliebt,
weil einer
dir´s sagt.
Der, den du brauchst,
braucht dich
nicht auch.
Du bekommst nur
Kleingeld zum Schein,
den du zahlst.
Niemand entscheidet
oder leidet
für dich.
Keiner weiß,
was du meinst,
wenn du schweigst.
Am besten
verstehst du
dich selbst
und wunderst
dich nicht.
KEIN WUNDER

Aus „Mitlesebuch 126“, Friederike Frei, Grafik: Judith Gaida
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Über Wolfgang Schiffer
Literatur (und alles, was ihr nahe ist) ist m. E. eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Also zehre ich von ihr und versuche, sie zugleich zu nähren: als Autor, als Übersetzer, als Vermittler und nicht zuletzt als Hörer und Leser.
Eine schöne Präsentation zum Mitlesen 🙂 Und ein wunderbares Gedicht.
Danke! Freut zweifellos die Autorin – und mich!
„Fadengeheftet“ – allein das finde ich herrlich. Und die Einblicke erst! Vielen Dank für Deinen Hinweis auf diese spannenden Kleinodien 🙂
Gern geschehen! Ich habe bei jedem neuen Exemplar wieder Freude daran! Und einen handgefertigten Schuber gibt es bei einem Abonnement noch obendrein!
Sie sehen mich die Verlagsseite lesend & meine Adresse eingebend.
Das wird den Verlag sehr freuen!
Gefällt mir sehr – und habe daher auch gerade eine Bestellung aufgegeben. Herzlichen Dank für diesen tollen Tipp!
Den Tipp habe ich gerne gegeben und freue mich über seine „Durchschlagskraft“!
Hat dies auf DruckSchrift rebloggt und kommentierte:
Diese wunderbaren „Mitlesebücher“ kannte ich bisher nicht. Dank an Wolfgang Schiffer für die Vorstellung in seinem Blog „Wortspiele“.
Herzlichen Dank für´s Weiterreichen!
Gern. Diese Kombination aus Text und grafischen Arbeiten passt gut zu Druckschrift.
Ich kann die Freude absolut nachvollziehen! Und das Gedicht ist großartig, vielen Dank dafür!
Danke für die schöne Rückmeldung!
Wunderbar, Form und Inhalt. Und Danke für den Hinweis auf diese Mitlesebücher. Interessiert mich sehr.
Liebe Grüsse
Kai
Danke! Es war mir ein Vergnügen… Gute Grüße, Wolfgang
Schöne Grüße von
Christophe Carbenay
Gute Grüße zurück!