Meine Reise durch die isländische Poesie
Wir kennen ihn schon, den Dichter, den ich heute mit einem filigranen vierteiligen Herbst-Zyklus vorstellen will – es ist wieder einmal Snorri Hjartarson; nähere Informationen über ihn und seine Veröffentlichungen in Deutschland lassen sich u.a. leicht auf meiner Reisestation Nr. 24 finden.
Der Anlass, ihn heute mit dem folgenden Gedicht zu zitieren, liegt nicht nur in der entsprechenden Jahreszeit – es ist vor allem auch meine Freude über einige Island-Fotos, die ich von einer guten Bekannten zugeschickt bekommen habe, die soeben von einem dortigen Kurzaufenthalt zurückgekehrt ist.
Ich beneide sie: die Gute war im Sommer dort, wohl zum ersten Mal, und nun hat es sie schon wieder auf die Insel gezogen – und das, so muss ich vermuten, wohl auch nicht zum letzten Mal… Aber ich weiß: der Suchtfaktor ist hoch!
Sei´s drum: ihre Fotos sind einfach gut, und ich freue mich, dass ich hier das eine oder andere davon zeigen darf.
Haustmyndir
I
Lyngið er fallið
að laufiholtin regnvot
og hlóðkvöldskin á efsta
klifi.II
Í jafnföllnum
haustsnjóeldtungur
rauðra
rósa.III
Hauströkkrið yfir mér
kvikt af vænjumyfir auðu heiðri
í störinni við fljótið.IV
Milli trjánna
veður tunglið í dimmu
laufihausttungl
haustnæturgestur
á förumeins og við
og allt eins og laufið
sem hrynur.Herbstbilder
I
Das Heidekraut ist gefallen
zu herbstlichem Laubdie Hügel vom Regen
nass und stillAbendlicht
am obersten Pass.II
Im ebenen
HerbstschneeFeuerzungen
roter
Rosen.III
Das Herbstdunkel über mir
voll Flügelschlagüberm leeren Nest
im Riedgras am Fluss.IV
Zwischen den Baäumen
watet der Mond im dunklen
LaubHerbstmond
nächtlicher Herbstgast
im Aufbruchwie wir
und alles wie das Laub
das fällt.
wunderschöne Bilder und wunderschöne Worte!
Danke.
Dank zurück für´s Aufmerken!
Ich kann Herrn Wederwill nur zustimmen. Die Übertragung ins Deutsche ist sicher Poesie für sich, – so kommt es mir vor, danke, lieber Wolfgang. Schade, dass ich das Isländische nur erahnen kann. laufi, klifi, eldtungur raudra rósa, – da scheint mir das geliebte Hildebrandslied nicht weit zu sein. Vielleicht traue ich mich …
Hab Dank für Deine Anmerkung zur Übertragung, liebe Hildegard – ich freue mich, dass es so gelesen wird. Und ja, die gemeinsame Wurzel in der Sprache ist nicht zu leugnen… Also, nichts wie los mit dem sich trauen!
Danke dass du mich auf deine Reise durch die isländische Poesie mitgenommen hast. Das Gedicht, ebenso die Landschaftsaufnahmen sind wunderschön. Meine Cousine war vor mehreren Jahren auf einer Polarlichtreise in Island. Auch ihre Fotoaufnahmen wahren von atemberaubender Schönheit. Man möchte sich gerne hinträumen.
Danke fürs Aufmerken!
Hildegard ist auch hübsch, lieber Wolfgang! 🙂
Verzeih, liebe Angelika – offensichtlich habe ich mich unter Nikotinentzug vom Hildebrandlied zu einer falschen Anrede verleiten lassen! Danke für Dein „hübsches“ Verständnis!
„Abendlicht
am obersten Pass.“
Das ist so gut, da zieht sich erst etwas ganz tief unten zusammen, steigt dann nach oben, öffnet weit die Brust und lässt schließlich den Kopf kurz schwindeln wie der Ausläufer eines Bebens.
Das gefällt mir – danke!