Meine Reise durch die isländische Poesie

Auch 70 Jahre nach Gründung der Republik Island besteht die militärische Bewaffnung allein in einer Küstenwache © Wolfgang Schiffer
Das Gedicht, das ich heute von ihm vorstelle, lese ich noch als einen Nachhall auf den langen politischen Kampf um diese Unabhängigkeit – und auf die Rolle des Dichtung, die diese darin zu spielen vermochte und im Kampf um Freiheit in alle Zeit vermag.
Entnommen ist es dem Band Bei betagten Schiffen – Islands Atomdichter, der 2011 in der Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik „die horen“ erschien. Das Original entstammt dem Sammelband Ljóð ungra skálda 1944 – 54 / Gedichte junger Dichter 1944 – 54, das mit den Unterschriften aller dort vorgestellten Lyriker auf dem Cover 1954 im isländischen Verlag Helgafell erschien.
Die Übersetzung ist von Tina Flecken, die auch zahlreiche andere Werke, Lyrik wie Romane, aus dem Isländischen ins Deutsche übertragen hat.
Ljóðið og heimurinn
Þú getur tekið ljóð mitt og farið með það
til unnustu þinnar, hver veit nema hún segi:
Ég ann þér; og þið getíð hlegið saman
að ljóði mínu og sagt: Ó, það er kyndugt,
ó, það er kyndugt þetta ljóð um frelsið,
og skrýtin þessi orð sem hafa losað
hendur okkar, brjóst okkar og tungu
og leitt okkur til faðmlags, það er kyndugt
að vera frjáls og elskast glöðum huga
við yl af draumum þessa skálds sem fleygði
kenndum sínum út í næturvindinn
og fyllti ástardraumum himin kvöldsins
og kastaði sinni ást í næturvindinn
ó, það er kyndugt þetta ljóð um undrið
og þetta ljóð um okkur tvö sem fundum
í næturvindsins höndum rauðar liljur
og hvítar rósir til að flétta blómsveig
um okkur tvö. Þú getur tekið ljóð mitt
og farið með það burt: ég veit það ekki.Das Gedicht und die Welt
Du kannst mein Gedicht nehmen und damit
zu deiner Liebsten gehen, wer weiß vielleicht sagt sie:
Ich liebe dich; und ihr könnt gemeinsam lachen
über mein Gedicht und sagen: Ach, wie sonderbar,
ach, wie sonderbar ist dieses Gedicht über die Freiheit,
und wie seltsam diese Worte die unsere Hände
lösten, unsere Brüste und Zungen
und uns in eine Umarmung führten, wie sonderbar
frei zu sein und frohen Mutes zu lieben
bei der Wärme der Träume dieses Dichters
der seine Empfindungen in den Nachtwind schleudert
und den Abendhimmel mit Liebesträumen füllt
und seine Liebe in den Nachtwind wirft
ach, wie sonderbar dieses Gedicht über das Wunder
und dieses Gedicht über uns beide, die wir
in den Händen des Nachtwinds rote Lilien fanden
und weiße Rosen um einen Blumenkranz um uns
zu flechten. Du kannst mein Gedicht nehmen
und damit fortgehen: ich weiß es nicht.
PS: Mit diesem Gedicht von Jón Óskar verabschiede ich mich erneut für einige Zeit in eine „Sommerpause“ – bleibt / bleiben Sie den „Wortspielen“ bitte gewogen! Sie werden sich spätestens im September wieder zu Wort melden!
… wieder so eine isländische gedichtperle … wunderbar. danke!
hab eine gute (sommer)zeit!
auf bald.
Danke! Das freut mich! Und auf bald…
Sie tun mir einen Gefallen, ja? Wenn es einmal soweit ist und ich mach es wahr und reise nach Island, dann stellen Sie mir einen Bücherkoffer zusammen. Bitte. Ich wäre bestens vorbereitet.
Ihr Herr Hund
Aber mit dem größten Vergnügen, lieber Herr Hund! Und ich packe dann sogar gerne noch ein paar Tipps für´s „Erleben“ am Ort obendrauf… Gute Grüße, Ihr Wolfgang Schiffer
Vielen Dank und Ihnen eine angenehme und erholsame Sommerpause.
Ihr Herr Hund
Hat dies auf Allerlei Kunterbunt… rebloggt und kommentierte:
die isländische Poesie…
Danke für´s abermalige Weiterreichen!
Liebe Grüße
Gabriele
Vielen Dank für dieses schöne Gedicht. Ich wünsche eine erholsame Zeit.
Danke! Letztere wird es sicherlich werden!
danke für dieses zauberhafte gedicht, dessen geheimnis man sich nicht entziehen kann … eine schöne zeit wünscht regina
Danke, liebe Regina! Ich hoffe, wir sehen uns, wenn wir die „schöne Zeit“ hinter uns haben und eine weitere „schöne Zet“ beginnt… Liebe Grüße, Wolfgang
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