
Einige Titel isländischer Literatur, an denen ich als Herausgeber, Übersetzer oder Lektor mitwirken konnte…
1. Worin liegt der Ursprung für Deine große Begeisterung und Faszination für Island?
Sie begann mit der Lektüre einiger Isländer Sagas, die mir, dem damals noch Jugendlichen, die Insel wohl zu einem romantischen Sehnsuchtsort werden ließen. Später kam, soweit bereits in Übersetzung erhältlich, die faszinierende Romanwelt von Halldór Laxness hinzu. Und als ich dem isländischen Literatur-Nobelpreisträger im Jahr 1982 dann erstmals auch persönlich begegnete, war es vollends um mich geschehen… Und das nicht allein wegen der äußerst anregenden Stunden, die Laxness, diese große Persönlichkeit (ich empfehle zur Überprüfung die von Halldór Guðmundsson verfasste Biografie), und ich miteinander verbrachten – sondern vor allem wegen des Gefühls des Mangels, das sich bei meinem damals ersten Islandaufenthalt einstellte, weil ich außer der bereits genannten keine weitere, vor allem keine zeitgenössische Literatur von der Insel kannte… Dabei waren die Schaufensterauslagen der Buchhandlungen in Reykjavík voll mit Romanen, Erzählungen und Gedichtbänden von irgendwelchen Töchtern und Söhnen von Vätern…
Und ich war mir sicher, dass es nicht nur mir so erging – die zeitgenössische isländische Literatur hatte Deutschland damals noch nicht erreicht!
Das Gefühl des Mangels wandelte sich aber schnell in Neugier. Und in die Überlegung, dass ein Stillen dieser Neugier wohl am ehesten zu bewerkstelligen wäre, wenn ich versuchte, ihre Objekte auch anderen zugänglich zu machen. Und so erschien nach vielen Übersetzer-Workshops und mit Hilfe isländischer Freude 1986 meine erste Publikation zur isländischen Literatur: Island – Wenn das Eisherz schlägt. Und 25 Jahre später war Island literarischer Ehrengast der Frankfurter Buchmesse! Spätestens hier war der Status der Insel als literarische terra inkognita endgültig Geschichte!
2. Wie siehst Du die Zukunft des Hörspiels im 21. Jahrhundert?
Gelassen! Solange Kreative wie z. B. Paul Plamper, Schorsch Kamerun, Jonathan Meese und manch andere, die hier zu nennen wären, das Genre mit ihren Produktionen bereichern, spielt es gewichtig mit im zeitgenössischen Diskurs aller Künste. Und die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die ja als Garanten dieser mit dem Radio entstandenen Kunstform gelten, werden ihre Legitimation nicht noch weiter riskieren, indem sie das Hörspiel allein dem Markt überlassen und damit seine künstlerische Autonomie gefährden.
Allenfalls werden Sendetermine im klassischen Radioprogramm reduziert oder in merkwürdige Nachtzeiten verschoben werden – doch entsteht dazu komplementär ja bereits jetzt schon ein wachsendes Netz-Angebot, bei dem man völlig unabhängig von den vorgegebenen Sendezeiten hören kann, also wann und wo auch immer man will! Erste Höreindrücke von dieser doch schönen Zukunft bekommt man u. a. im WDR Hörspielspeicher oder im BR Hörspielpool.
3. Wo geht die nächste Reise hin?
Virtuell ins Reykjavík des Jahres 1972: Der russische Schachweltmeister Boris Spasski tritt mitten im Kalten Krieg gegen seinen amerikanischen Herausforderer Bobby Fischer an. Aber da es sich bei dem Duell auch um den neuen Krimi von Arnaldur Indriðason handelt, geschieht natürlich auch ein Mord…
Ein solcher wird mir bei meiner physischen Reise dann hoffentlich nicht in die Quere kommen, denn die geht natürlich nach Leipzig, zur Buchmesse!
Und nun alles auf Anfang: Da ich es, wie eingangs gesagt, mit den Blogstöckchen nicht so habe, weiß ich jetzt auch gar nicht, wem ich es mit welchen Fragen gezielt weiterreichen sollte …Auch weiß ich natürlich nicht, wer denn alles dieses Stöckchen bereits „gefangen“ hat… Also, bitte nicht böse sein, dass ich nur geantwortet habe!
Und falls doch: es gibt drei recht allgemeine Fragen, die ich mir immer mal wieder selber stelle… Falls sich jemand von dem damit beschwerten Stöckchen nun angesprochen fühlt, so mag er es natürlich gerne aufheben!
1) Warum lesen (und nicht z. B. nur hören oder sehen?)
2) Warum über das Gelesene schreiben?
3) Welche Erwartungen knüpfen sich an das Lesen anderer dessen, was man über die eigene Lektüre geschrieben hat?
Vielen Dank für die Antworten und gut, dass die Fragen dafür gepasst haben. Aber ehrlich gesagt, unsere Lieblingsdisziplin wird das sicherlich auch nicht.
Grüße aus München, Thomas
PS.: Konntest Du mittlerweile unsere Antworten auf die Fragen, die wir von Sätze&Schätze erhielten, lesen?
Ja, danke! Alles gelesen – und goutiert! Grüße aus Köln, Wolfgang
halldor laxness
über alles!
oh jaaaaa, spasski gegen fisher, das waren noch titelkämpfe!!!
liebe grüße
vom lu
Dank fürs Aufmerken und mit lieben Grüßen zurück! Wolfgang