Peter K. Kirchhof zum 70ten
Ich vermute, es gibt kaum einen Menschen, der nicht bereits einmal von der merkwürdigen Beziehung gehört hat, die zwischen den beiden rheinischen Städten Köln und Düsseldorf herrscht…Der Überlieferung nach ist sie so gestaltet, dass beide ihr Möglichstes tun, um die Existenz der jeweils anderen in Abrede zu stellen oder wenigstens zu ignorieren – ja, selbst auf den Autobahnen, die sich von Köln aus über die Republik verzweigen, soll es sogar für den Ortsunkundigsten bis vor gar nicht allzu langer Zeit nicht einmal ein Richtungsschild auf die etwas weiter nördlich gelegene Landeshauptstadt NRWs gegeben haben.
Und wenn man auch gelegentlich einen Düsseldorfer in Köln antreffen mag – ein Kölner in Düsseldorf? Undenkbar!
Nun, ich habe diese Regel gestern gebrochen und mich in „Feindesland“ begeben – und ich gestehe, es hat mich kaum Überwindung gekostet! Vielleicht liegt dies daran, dass ich in Köln ja selber nur ein Zugereister bin, zweifellos ist jedoch der Grund, dass der Anlass ein höchst erfreulicher war: im Rahmen einer umfassenden Werkpräsentation galt es, den 70ten Geburtstag eines langjährigen Weggefährten, des Schriftstellers, Herausgebers, Illustrators und Malers Peter K. Kirchhof, zu feiern!
In den Begrüßungsreden zum ersten Teil der Veranstaltung im Literaturbüro wies man anhand biografischer Daten zu Recht auf den nicht selbstverständlichen Weg des aus einer Arbeiterfamilie stammenden Jubilars zur Literatur und den Künsten hin und würdigte seine erstaunliche Doppelbegabung. Auch seine langjährige redaktionelle Tätigkeit für die Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik die horen kam anerkennend zur Sprache – vor allem jedoch sein eigenes literarisches Schaffen.
Einen Eindruck hiervon kann nun ein jeder selbst gewinnen – denn aus Anlass seines Ehrentags hat der Verlag Edition Virgines mit der Publikation Im Spiegel der Worte eine Werkauswahl des Autors zusammengestellt, die Kurzprosa, Gedichte und Kunstkritik aus fünf Jahrzehnten enthält. Erschienen ist sie als Nr. 9 in der Reihe EhrenWort – herausgegeben von Michael Serrer, dem Leiter des Literaturbüros NRW, ehrt das Haus mit dieser Publikationsreihe jeweils zu einem runden Geburtstag das Lebenswerk eines Düsseldorfer Autors.
Eine schöne Idee, so finde ich, von der sich manch andere Städte eine Scheibe abschneiden könnten!
Erschienen sind in der Reihe EhrenWort bislang Werkauswahlen von Hansjürgen Bulkowski, Harald K. Hülsmann, Klas Ewert Everwyn, Käte Reiter, Rolfrafael Schröer, Lore Schaumann, Peter Maiwald, Niklas Stiller – und jetzt aktuell eben Peter K. Kirchhof.
Aus dieser Werkauswahl las der Autor sodann auch selber und vergnügte das zahlreich erschienene Publikum u. a. mit seinem analytischen Blick auf Redewendungen und Werbebotschaften, ja, auf die Sprache selber als Material für feinsten aphoristischen Witz und verblüffende Erkenntnis.er werde zur sache reden
erklärte der politiker
doch den anwesenden
wäre es lieber
er spräche zu ihnen
ich möchte ihnen meine
situation zu bedenken
geben
danke
wir dürfen nichts annehmen
antwortete der beamte
wir haben unsere vorschriften
Der Würdigung und Lesung folgte der zweite Teil der Matinee. Man überquerte die Bilkerstraße, in der sich das Literaturbüro befindet, und wurde in der gegenüberliegenden Galerie Peter Tedden willkommen geheißen.
Was einen hier erwartete, können weitere Fotos besser zum Ausdruck bringen, als ich es zu beschreiben vermag!
nach der gewonnen wahl
machen einige politiker glauben
ihre wahlversprechen
wären wahlversprecher
glaube versetzt berge
hilflos irren gläubige
durch die veränderte landschaft
fließende übergänge
keiner konnte ihm
das wasser reichen
da griff er
zum alkohol
Herzlichen Glückwunsch, lieber Peter K. Kirchhof! Gegen 15:00 Uhr war ich übrigens wieder in Köln – und hatte wegen meines Düsseldorf-Besuchs nicht das geringste schlechte Gewissen!
Hat dies auf Ich sag mal rebloggt.
So freundliche Kölner sind in Düsseldorf immer willkommen 🙂
Ein paar (mehr) davon brauchen wir aber auch noch hier!
Auch wieder wahr…
Danke für die Text- und Bildproben dieses interessanten Doppelkünstlers!
Wolfgang
Ich danke für die schöne Rückmeldung!
Danke für diesen wunderbaren Einblick- Gratulation für den Jubiliar- und Chapeau für den Mut, ins Feindesland gereist zu sein;) ( Übrigens ohne D auch sehr hübsch als “ Feinesland“
Ich gebe es zu – ich bin zugereist- kann mit dre Disput K – D so gar nichts anfangen,
Ich mag Köln, ich mag Düsseldorf.
Ich mag das Sauerland.
Und ich mag diesen Bericht.
Herzliche Grüße :
Silvia
Liebe Silvia, herzlichen Dank für diesen erfrischenden Kommentar! Und im Vertrauen: mir geht es da genauso! Ich mag ja, wie vielleicht bereits bemerkt, außer Düsseldorf, Köln Sauerland und manch anderen Stätten sogar Island!
Gute Grüße, Wolfgang Schiffer