Meine Reise durch die isländische Poesie
Willkommen im neuen Jahr!Es wird wohl nicht allzu sehr verwundern, dass es für die „Wortspiele“ mit einem Beispiel isländischer Dichtung beginnt – die Zahl 14 meiner Reise durch die isländische Poesie ist dabei allerdings reiner Zufall.
Der Autor, den ich heute mit einem seiner zahlreichen Gedichte vorstellen will, ist Hannes Sigfússon. Geboren wurde er 1922; nach vielen Jahren in Norwegen lebte er zuletzt in Akranes im Westen Islands, etwas nördlich von dessen Hauptstadt Reykjavík. Hier starb er im Jahr 1997.
Er debütierte 1949 mit dem poetischen Zyklus Dymbilvaka / Karwache und schockierte die isländische Leserschaft sogleich mit seiner bis dahin auf der Insel ungewohnten lyrischen Sprache. Das Werk, eine Phantasmagorie in beeindruckenden sprachlichen Bildern, ist vollständig auch in deutscher Sprache zu lesen – in der Übersetzung von Kristof Magnusson wurde es in dem Band Bei betagten Schiffen – Islands Atomdichter veröffentlicht.
Das heutige Gedicht jedoch entstammt einer späteren Veröffentlichung des Autors und ist dem 1992 erschienenen Band Ich hörte die Farbe Blau aus der seinerzeit in der edition die horen erscheinenden Reihe Poesie der Nachbarn entnommen. Die Ausgabe dürfte wohl nur noch antiquarisch zu erhalten sein. Die Nachdichtung ist – auf der Basis einer Interlinearversion des Textes durch Franz Gíslason – von dem deutschen Lyriker Gregor Laschen.
Hvalar og menn
Að rjúfa hafþökin
í líki eldflaugar
en í því saklausa miði einu
að teyga heiðríkju
áður en djúpin eru köfuð…Ef við værum nú
af tvennum heimum
eins og hvalirnir
og ryfum himininn
og teyguðum myrkkur
hvolfsins
áður en við köfum
ofbirtuna
værum við þá
skyggnari
á skuggana í lífi okkar?Die Wale die Menschen
Wie im Raketenflug
die Haut vom Meer durchschlagen
allein um abzutrinken die Helle
am Himmel,
wegtauchen dann, ins TiefeWenn es zwei Welten
wären, denen wir gehörten
wie der Wal,
wie er den Himmel durchschlügen
und tränken von der Finsternis
des Gewölbes
und tauchten weg in den Glanz
aus Licht:wären denn wir
hellsichtig genug für
den Schatten auf unserem Leben?
Hat dies auf Ich sag mal rebloggt.
Deine isländische POESIE ist dir wirklich gelungen….dir ein GLÜCKliches–GESUNDES–2014…HERZlichst ANDREA:))
Freut mich, dass es gefällt! Und auch ich wünsche ein erfülltes neues Jahr!
Wow, das ist wirklich stark, schon von den ersten Zeilen an. Vielen Dank für die Vorstellung & das tolle Beispielgedicht! Und natürlich: Alles Gute für 2014 : )
Danke! Und ebenfalls ein gutes und heiteres 2014!
Wunderbar…da will man noch mehr Gedichte lesen!
Danke! Und keine Sorge – es kommen noch mehr! Gute Grüße, Wolfgang Schiffer
Ist das schön! Ich freu mich schon auf den angekündigten „Nachschub“.
Danke für den Kommentar! Der „Nachschub“, von verschiedenen Lyrikerinnen und Lyrikern Islands wird kommen! Versprochen!
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