Paul Plampers Hörspiel erhält den „Deutschen Hörspielpreis der ARD“
In Paul Plampers Hörspiel „Der Kauf“ streiten zwei Paare um eine Immobilie vom Feinsten – um eine Dachterrassenwohnung mit unverbaubarem Fernblick auf die Kölner Innenstadt, Dom inklusive. Der Kampf um sie fördert in diesen scheinbar so zivilisierten Mittvierzigern Eigenschaften zutage, die sie bis dato nur bei anderen wahrnahmen und eigentlich für verachtenswert halten: Gier, Neid, Intrigenlust, Bösartigkeit. Nach und nach vergiften sie ihr Denken, Empfinden und Handeln.
Paul Plamper erzählt die Geschichte rückwärts – von einem letzten Maklertermin im inzwischen gentrifizierten Viertel bis zur Erinnerung an den Urzustand der früheren Stadtbrache, aus dem zwei Jahrzehnte zuvor der Traum einer gelingenden Urbanität erwuchs. Britta und Achim gegen Dirk und Claire: Was als unverbindliches Gedankenspiel um einen möglichen Verkauf der Wohnung beginnt, endet im rücksichtslosen Kleinkrieg um deren Besitz.
Dass Plampers klar konstruierte Szenen so klingen wie das Leben selbst, liegt an der dramaturgischen wie technischen Raffinesse der Dialogführung – und nicht zuletzt an den großartigen Sprechern: an erster Stelle Milan Peschel als nassforscher Heimwerker Achim, dem Cristin König als Britta, Sandra Hüller als Claire und Jan Henrik Stahlberg als Dirk nicht nachstehen.
„Der Kauf“ führt mitten hinein ins Seelenleben der Mittelschicht. Effektvoll und situationskomisch handelt das exzellente Hörspiel von Glücksverlangen, Traumerfüllung und lange unterdrückten Macht- und Bemächtigungsphantasien. Entstanden ist eine Parabel über den Verrat der ökologischen Utopie an den ökonomischen Profit. Opfer des Immobilienkriegs wird am Ende auch das Symbol einer naturnahen Gentrifizierung: der Knöterich, der im ganz Viertel als „grüner Wasserfall“ galt.
Wem nun das Bildmaterial zu diesem Beitrag bekannt vorkommt, täuscht sich übrigens nicht!
In meinem früheren Beitrag „Immobilie als Hörkunst“ habe ich nämlich u. a. über die seinerzeit auch öffentliche Installation dieser Arbeit als „begehbares“ Hörspiel im Raum auf einer Kölner Brachlandfläche berichtet. In diesem Artikel findet sich auch ein Hinweis auf den Netzvertrieb „Hörspielpark“, bei dem diese Produktion nebst vielen anderen als Download oder als CD zu erwerben ist. Ich wünsche dieser autoren-eigenen Initiative viele Clicks – das akustische Stöbern lohnt… Versprochen!
Hat dies auf Ich sag mal rebloggt.
Habe das Hörspiel gestern Abend auf BR2 gehört, wirklisch sehr gelungen!
Lieber Tobias Lindemann, das freut mich! Das Hörspiel wird in der nächsten Zeit sicherlich auch noch bei anderen Radiosendern der ARD zu hören sein – denn der Preis besteht in erneuten Ausstrahlungen der Produktion. Für alle Interessierten: Die Termine müssten im „ARD Hörspielkalender“ in der Blogroll zu finden sein…Gute Grüße, Wolfgang Schiffer
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