Meine Reise durch die isländische Poesie
Das heutige Beispiel ist von einem der wohl angesehensten zeitgenössischen Lyriker Islands: Þorsteinn frá Hamri. Er wurde 1938 auf dem Hof Hamar in Þverárhlíð im Borgarfjord im Westen Islands geboren; seinen ersten Gedichtband, „Í svörtum kufli / In einer schwarzen Kutte“ veröffentlichte er bereits mit zwanzig Jahren, noch druckfrisch liegt in den isländischen Buchläden derzeit in einer ebenso aufwändig wie schönen Gestaltung seine wohl zwanzigste Gedichtsammlung aus: „Skessukatlar / in etwa: Kessel der Riesin“. Was seine Poesie neben der Sprachgewalt und der sicheren, starken Metaphorik besonders auszeichnet, ist häufig die formal-ästhetische Verknüpfung der in Island hochgeschätzten lyrischen Tradition mit der Moderne, der Brückenschlag zwischen Altem und dem insbesondere von den isländischen Atomdichtern in der Mitte des letzten Jahrhunderts forcierten Neuen.
Das folgende kurze Gedicht ist dem 2011 im Queich Verlag erschienenen zweisprachigen Auswahlband „Jarðarteikn / Erdzeichen“ entnommen, die Übersetzung ist von Gert Kreutzer, der dieser Veröffentlichung auch ein äußerst informatives Nachwort beigestellt hat.
Ísland
Ég vil líkjast þér, land
en sætti mig samt
við mannsgervið og mannshugann –
og víst kvíslast blóðrás mín og kenndir
í líkingu lækja þinna.
Hvað um vor þín
með vatnagangi og skriðuföllum:
hitti þá einhver á æð eða kviku?
Island
Ich will dir gleichen, Land
finde mich freilich ab
mit Menschengestalt und Menschengeist –
und gewiss verzweigen sich mein Blutkreislauf und meine Gefühle
ähnlich wie deine Bäche.
Was ist mit deinem Frühling
mit Hochwasser und Erdlawinen:
traf da jemand eine Ader oder eine Wunde?
Lieber Wolfgang ,
Wünsche dir frohes, konzentriertes Schaffen.
Uwe
Danke, lieber Uwe! Ein wenig Frohsein hilft mir ganz bestimmt… Wolfgang
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Aus traurigem Anlass: Der isländische Dichter Þorsteinn frá Hamri ist gestern, Sonntag, den 28. Januar 2018, im Alter von 79 Jahren gestorben. Góða ferð, kæri Þorsteinn.
Lang, lang ist’s her, dass ich Þorsteinn frá Hamri traf und zusammen mit Deinem lieben Freund Franz ein Interview mit Þorsteinn führte. Die schöne Zeile „Ich will dir gleichen, Land“ erinnert mich auch an die Sendung.
Dir, lieber Wolfgang, viel Erfolg. Bis bald, vielleicht wieder auf der Insel oder hier.
Liebe Sabine, hab Dank für diese schöne Erinnerung! Von der Insel bin ich soeben zurück gekommen, da ist es wahrscheinlicher – falls Du nicht an einem der Pole weilst – dass wir uns hier sehen! Liebe Grüße, Wolfgang