Wer „in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert“, so heißt es in den Statuten zum Hörspielpreis der Kriegsblinden, der erhält diese älteste und angesehenste Auszeichnung für deutschsprachige Radiokunst. Gegründet und erstmals vergeben im Jahre 1952 vom Bund der Kriegsblinden e.V. wird der Preis nun seit einigen Jahren gemeinsam mit der Film- und Medienstiftung NRW ausgerichtet, entschieden wird er von einer paritätisch besetzten Jury aus Kriegsblinden und Fachkritikern unter dem derzeitigen Vorsitz der Journalistin und Schriftstellerin Anna Dünnebier. Und verliehen wurde er gestern Abend, den 11. Juni 2013, im Kleinen Sendesaal des WDR in Köln, und das zum 62. Mal.
Aus 24 Einreichungen der allein Hörspiel produzierenden öffentlichen rechtlichen Rundfunkanstalten des deutschsprachigen Raums hatte die insgesamt fünfzehnköpfige Jury zuvor drei Produktionen als mögliche Preiskandidaten ausgewählt – der in einer geheimen Abstimmung gekürte Gewinner jedoch wurde erst bei dem von Ute Soldierer moderierten Festakt bekannt gegeben.
Ein spannendes Geduldsspiel für das Publikum, dem jeweils Ausschnitte aus den drei Produktionen der Shortlist zu Gehör gebracht wurden, und wohl mehr noch für die beteiligten Autorinnen und Autoren , Regisseure, Komponisten sowie Hörspieldramaturginnen und -dramaturgen, die hier mit ihren Arbeiten konkurrierten:
„Oops, Wrong Planet“, eine Koproduktion von Deutschlandfunk und WDR, ein auf authentischen Schicksalen basierendes Hörspiel von Gesine Schmidt über die Lebensgefühle und –welten von Autisten,
„Menschliches Versagen“, eine Koproduktion von SRF und SWR, eine aus Unfallberichten, Prozessakten, Presse-Verlautbarungen sowie fiktiven Szenen bestehende Hör-Montage von Lukas Holliger über die Flugzeugkollision von Überlingen im Jahr 2002
und „Die Verbotene Welt“, ein in Koproduktion von SR und RBB realisiertes Hörspiel von Frank Naumann, das uns mit großem Charme in die 70er Jahre der DDR mit all ihren realsozialistischen Irrungen und Wirrungen zurückversetzt.
Die Öffnung eines Briefumschlags, der die bis dahin niemandem bekannten Schlussvoten enthielt, brachte es schließlich ans Licht: Der Gewinner lautet: „Oops, Wrong Planet“ von Gesine Schmidt, in der Regie von Walter Adler und mit einer Komposition von Pierre Oser sowie Gesang von Christof Hartkopf.
Näheres zu dem Preisstück, das bereits von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste mit dem Prädikat „Hörspiel des Monats Oktober 2012“ ausgezeichnet worden ist, lässt sich u. a. in der damaligen Jurybegründung nachlesen.
Der Hörspielpreis der Kriegsblinden ist übrigens nicht mit einem unmittelbaren Geldpreis verbunden, aber es besteht die unausgesprochene Übereinkunft, dass derart ausgezeichnete Hörspiele, auch zur Freude des Publikums, bei jeweils nächster Gelegenheit in den Hörfunkprogrammen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten erneut ausgestrahlt werden. Und wer diesmal hierauf nicht warten will: alle für den diesjährigen Wettbewerb nominierten Hörspiele sind noch für einige Tage als Stream bei der Film- und Medienstiftung NRW nachzuhören.
Zum Schluss noch ein Gedanke, den Gesine Schmidt nach der Übergabe des Preises äußerte:
„Das Hörspiel kann vorhandene mentale Bilder brechen, den Hörer zum Mitschöpfer eigener Bilder und Denkmuster machen…“ Also: lang lebe das Hörspiel!
Hat dies auf Ich sag mal rebloggt.
Lang lebe das Hörspiel und weg mit der Depublikaitonspflicht, um Hörspiele besser zu präsentieren und ein breiteres Publikum zu erreichen.