Immobilie als Hörkunst

Der KAUF„Der Kauf“, das neueste Hörspiel des Autors, Radiokünstlers und Theaterregisseurs Paul Plamper, ist von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste als Hörspiel des Monats Mai 2013 ausgezeichnet worden. Der Hörspiel-Parcours für Stadtbrachen ist eine Koproduktion von WDR, BR und DLF und wurde, gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW, in Kooperation mit dem Schauspiel Köln realisiert.
Ausgangspunkt des Hörspiels ist ein unbebauter Ort – eine Brachfläche. Es lädt dazu ein, sich darauf ein Stadtviertel vorzustellen, und skizziert eine mögliche Zukunft der urbanen Leerstelle. Zwei Paare Mitte Vierzig werden hierbei zu erbitterten Gegenspielern im Kampf um eine Immobilie. Geld und die Tatsache, dass Dinge käuflich sind, scheinen dabei allen Beteiligten zunehmend irrationalere Handlungen abzuverlangen. Die Wohnungsnot der Gegenwart und deren reale preistreibende Folgen lassen grüßen.

Brache als Projektionsfläche © Paul Plamper

Brache als Projektionsfläche © Paul Plamper

Neben der bereits erfolgten Radioausstrahlung hat Paul Plamper sein neues Hörwerk auch in einer Version für den öffentlichen Stadtraum präsentiert, bislang auf Brachen in Köln, München und Berlin. Ausgestattet mit Kopfhörern und Audioplayern konnten sich die Besucher auf den Geländen bewegen und in eine akustische Kunstwelt eintauchen. Das Hörspiel spielt mit der sichtbaren Realität, der Leere des Terrains – und macht aus der jeweiligen Brachfläche eine Projektionsfläche.
Die Jury der Akademie stellt dazu unter anderem fest: „Das Hörspiel ist eine in jeder Hinsicht herausragende funkdramatische Produktion. Sie überzeugt sowohl inhaltlich als auch durch die großartigen Leistungen der gesamten, exquisit besetzten Darsteller-Riege. Hinzu kommt die faszinierende technische Umsetzung für das Radio.“

Ähnlich lobende Worte über seine Arbeit hat Paul Plamper zweifellos bereits häufiger gehört, denn er ist mit seinen stets innovativen Konzepten und künstlerisch ebenso verblüffend wie akribisch realisierten Projekten in der Hörspiellandschaft wahrlich kein Unbekannter. Zahlreiche, auch internationale Preise sind ihm hierfür schon verliehen worden, vom Prix Europa über den Deutschen Hörbuchpreis bis hin zum Hörspielpreis der Kriegsblinden, der angesehensten Auszeichnung für ein deutschsprachiges Hörspiel. Zuerkannt wurde ihm letztere 2008 für sein Hörspiel „Ruhe 1“, das er komplementär zur Radiosendung ebenfalls als Hörspiel im Raum konzipiert hat; über Monate lockte es seinerzeit Besucher ins Museum Ludwig Köln und ließ sie in einer Caféhaus-Installation Platz nehmen und teilhaben an den über Audioboxen vermittelten Gesprächen der anderen, virtuellen Gäste.
Alle Hörspiele von Paul Plamper kann man übrigens auch noch hören, wenn sie bereits ausgestrahlt wurden und derzeit nicht erneut als Wiederholung in den Sendeplänen der ARD stehen: Mit „Hörspielpark“ hat er einen auf Nutzergebühren basierenden Netzvertrieb geschaffen, in dem er seine Produktionen und weitere Werke einer freien Anbietergemeinschaft von Hörspielmachern präsentiert: zum Vorhören, Downloaden oder als CD – und stets in bester Tonqualität.

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Über Wolfgang Schiffer

Literatur (und alles, was ihr nahe ist) ist m. E. eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Also zehre ich von ihr und versuche, sie zugleich zu nähren: als Autor, als Übersetzer, als Vermittler und nicht zuletzt als Hörer und Leser.
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6 Antworten zu Immobilie als Hörkunst

  1. gsohn schreibt:

    Hat dies auf Ich sag mal rebloggt.

  2. Pingback: Kein Mensch sagt mehr Beat oder: Wie die Pflicht zur “Depublizierung” der Hörspielkunst schadet | Ich sag mal

  3. Markus Rintsch schreibt:

    Sehr interessant und mitten aus dem leben. Solche Hörspiele mag ich sehr gern. Bei Gelegenheit werde ich mir ihre Empfehlung zu Gemüte führen. Viele Grüße

  4. schifferw schreibt:

    Viele Grüße zurück! Ich freue mich, dass mein Beitrag als Empfehlung angekommen ist…

  5. Pingback: Zwang zur Depublizierung abschaffen, Erlösmodelle für Kreative anbieten und ein ARD-Portal für Hörspiele sowie Feature | Ich sag mal

  6. Pingback: „Der Kauf“ – Träume vom guten Leben | Wortspiele: Ein literarischer Blog

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